Whiskyprobe bei Dürrs

Am 22.04.2017 war es wieder mal soweit, die dritte Whiskyprobe der Einigkeit stand an. Lange erwartet, mausert sich diese Verkostung des edlen Getränkes langsam zur Traditionsveranstaltung. Acht Männer waren voller Vorfreude im Wohnzimmer unserer Gastgeber Harald und Hannelore zusammen gekommen, um unter fachkundiger Anleitung von „Whiskyprofessor“ Henry sich in die Geheimnisse dieses feinen Stoffes einweihen zu lassen. Das Motto das Henry diesmal vorgab hieß: „Fassvariationen“, das heißt er machte uns deutlich, wie unterschiedlich die Lagerung (übrigens meist in gebrauchten Fässern) sich auf Geschmack und Farbe auswirkt. Zunächst mussten wir uns vor der ersten Probe nochmal das schottische Ritual beim Whiskytrinken klarmachen. 1. Man schnüffelt mit dem linken Nasenloch und sagt zum Whisky „Hello“, dann führt man das Glas an das rechte Nasenloch und sagt „How do you do“, wieder zum linken mit dem Gruß „Nice to meet you“ und noch mal nach rechts mit der Verabschiedung „Hope to see you again“. Der Whiskyerklärer sagt dann: „Sláinte mhath“ (so etwa: zur Gesundheit) und die Whiskyschüler antwortenSláinte mhor“ (noch mehr Gesundheit). Diese Ausdrücke sind in Lautschrift leider nicht darstellbar, fragen Sie einfach einen von uns wie das ausgesprochen wird, am besten bei einem guten Whisky.

Genuss hat ja nichts mit Menge zu tun, aber Alkohol enthält Whisky natürlich auch und das nicht gerade wenig. Deshalb ist bei einer Probe eine gute Grundlage vonnöten. Unsere Gastgeberin Hannelore als exzellente Brotbäckerin in Sängerkreisen weithin bekannt, hatte verschiedene Brote gebacken und sie und ihre fleißigen Helferinnen Rosi, Traudl und Hildegard hatten diverse Aufstriche sog. Dips gerichtet. Ein hervorragendes Entrée.

Unsere Reise begann in den Lowlands mit zwei Whiskies gelagert in Eiche-Bourbon-Fässern. Ihr Geschmack war weich, leicht süßlich und sie eignen sich daher auch ausgezeichnet als Aperitifs. Nach den vielen Oh´s und Ah´s der Männer wollten im Zuge der Emanzipation die Frauen bei diesem ureigensten Männergetränk nicht zurückstehen und stiegen mit in die Proben ein, um sich selbst ein Bild von diesem Genuss zu machen.

Mit einem Abstecher nach Deutschland anlässlich des Geburtstages von Immanuel Kant probierten wir den meist verkauften deutschen Whisky Slyrs  (Schliersee). Gelagert in getoasteten Amerikanischen-Weißeiche-Fässern mit einem leicht rauchigen Geschmack. Als größter deutscher Whiskyhersteller hat Slyrs ein Produktionsvolumen von 70.000 Litern im Jahr. Zum Vergleich, die kleinste Schottische Brennerei kommt auf 90.000 Liter per anno.

Weiter ging`s danach in die schottischen Highlands. Von dort kosteten wir zunächst Glenfarclas gereift in frischen Sherryfässern mit einem malzig süßlichen Geschmack. Die Brennerei rühmt sich mit der höchsten Brennblase (8 m) in der der reinste Whisky erzeugt wird. Unser „Professor“ (im früheren Leben mal Chemiker) erklärte uns dazu: „je höher die Brennblase, umso mehr Fuselöle werden abgeschieden und umso reiner das Destillat. Jetzt wisst ihr auch was Fusel ist: einfach dreckiger Schnaps. Die nächste Station war die Brennerei Glenmorangie, die größte Schottlands mit einem Ausstoß von 9 (neun!) Millionen Litern Whisky im Jahr (wer den wohl allen s….?). Da konnte man nun wunderbar vergleichen. Viermal der gleiche Whisky vier unterschiedliche Fässer: Nr.1 erst im Bourbon-, dann im Sherryfass. Nr.2 erst Bourbon-, dann Portweinfass. Nr.3 erst Bourbon-, dann Madeirafass. Nr.4 erst Bourbon-, dann Burgunderfass. Es ist schon verblüffend wie unterschiedlich diese Whiskies schmecken.

Apropos schmecken: Nun war es an der Zeit die Grundlage aufzufüllen. Hannelore hatte passend zu Schottland einen Lammbraten vorbereitet. Nach sechs Stunden in der Röhre zart wie Butter. Mit grünen Bohnen, selbst gemachten Nudeln und Rosmarinkartoffeln ein Hochgenuss, der dem Whisky in nichts nachstand.

Mitten aus dem Herzen Schottlands kam der Verdauer, Edradour aus der kleinsten Brennerei Schottlands. Gereift in sehr alten (älter als 60 Jahre) Tokajerfässern. Ein richtig cremiger Whisky (ich glaube der ist gut für die Stimme). Nach Digestif war nun Dessert angesagt. Auf Wunsch aller zauberte Rosi wie schon bei den vorangegangenen Proben ihre Maronencreme mit Sahne und Kirsche. Einfach ein Gedicht, man kann es nicht anders beschreiben.

Henry wäre kein Däne, wenn er nicht an seine Königin denken würde, die auch im April Geburtstag hat. In diesem Jahr 77, eine Schnapszahl, die es galt mit einem dänischen Whisky zu würdigen. Die Besonderheit dieses Whiskys ist das Jahrtausende alte Gletscherwasser aus Grönland, durch den Frost vor jeglicher Umweltverschmutzung verschont. Ein sehr angenehmer Whisky auch für Damen geeignet (Königin Margarete trinkt den bestimmt auch).

Den Abschluss bildete der Bunnahabhain von der Insel Islay. Nicht so torfig wie die anderen Inselwhiskies, die wir früher schon probierten, aber rauchig, nussig, Seeluft Aroma. Halt so richtig was für (See)Männer auch durch seine Drehzahl von 57.

Die Probe war damit beendet, aber noch nicht der Abend. Zunächst galt es Dank zu sagen unserm „Whiskyprofessor“ und wandelnden Lexikon Henry für genussvolle und lehrreiche Stunden und ganz besonders für seine Schätze, die er wieder zur Verfügung stellte. Unseren Gastgebern Harald und Hannelore für die fabelhafte Bewirtung und auch den Küchenfeen Rosi (die mit dem Nachtisch), Traudl und Hildegard.

Die Stimmen waren geölt, Klaus packte sein Akkordeon aus und der Gesang konnte beginnen, damit der Name Gesangverein auch noch seine Berechtigung erfährt.

Fazit: Folgeveranstaltungen nicht ausgeschlossen!!!

PS: Verschweigen will ich nicht, dass wir dazwischen noch einen Black Forest Single Malt Whisky, gestiftet von Peter, genossen haben.