Scotch Whisky, nicht nur für Highlander
So lautete das diesjährige Motto unserer mittlerweile fünften Whiskyverkostung. Man hätte auch sagen können: Whisky trifft Spargel. Wieder mal glänzend vorbereitet von Whiskydozent und Lieferant Henry und unseren Gastgebern Hannelore und Harald mit Ihren Helferlein.
Wie gewöhnlich ist vor einer solchen Probe eine anständige Grundlage erforderlich. Dafür hatte Hannelore eine hervorragende Vorspeise vorbereitet. Selbstgebackene Brote, dafür ist sie ja weithin bekannt, nicht nur in Sängerkreisen. Dazu gab es verschiedene Dips und einen Teller mit fünf Sorten Schinken, den Harald selbst räuchert in der Mitte dekoriert mit einer Spargel-Panna Cotta. Nach diesem Genuss, der schon einige Zeit in Anspruch nahm, konnten wir in das „Tagesgeschäft“ einsteigen.
Jeder hatte eine Schottlandkarte vor sich und Henry erklärte uns, dass der Single Malt in Schottland in vier Kategorien sprich Regionen eingeteilt ist. Zunächst das Lowland, Highland, Campbeltown und die Insel Islay. In dieser Reihenfolge verlief auch die Verkostung.
Die erste Köstlichkeit die wir probierten, war ein Glenkinchie 12 Jahre alt. Die Lowlander rühmen sich ja, dass ihre Whikys 3-fach destilliert und daher sehr rein und mild sind.
Das Procedere wurde vorab noch einmal deutlich gemacht: „Hello“ (linkes Nasenloch), „How do you“ do (rechtes Nasenloch), „Nice to meet you“ (Sichtkontrolle), „Hope to see you again“ (nochmals riechen), auf den Wunsch des Vorkosters „Sláinte mhath“ (zur Gesundheit) antwortet die Gesellschaft „Sláinte mhor“ (noch mehr Gesundheit), dann darf der Whisky endlich gekostet werden. Wie uns Professor Henry erklärte, ist eine Whiskyprobe zwar ein Genuss mit allen Sinnen, aber das Wichtigste dabei ist die Nase, also der Geruchssinn und der will trainiert sein. Zurück zum Glenkinchie sein Duft ist grasig, malzig, fruchtig, mit den frischen Schnittblumen hatten so manche ihre Schwierigkeiten. Die herrlich goldene Farbe lechzte geradezu danach Gaumen, Zunge und Kehle zu benetzen. Es entfaltete sich ein fruchtiger Geschmack mit einer dezenten Note von Eiche. Der Heidekrautgeschmack ging den Meisten ab - wer weiß schon wie Heidekraut schmeckt.
Der zweite Lowlander war ein Auchentoshan. Der stammt aus der Nähe von Glasgow dem Ort St. Kilpatrick, dem Geburtsort des Landesheiligen von Irland St. Patrick. Vielleicht hat ja er das Geheimnis der Whiskyherstellung von Schottland nach Irland gebracht, worum die Iren und die Schotten immer streiten. Der wiederum goldenen Farbe, einem fruchtigen Duft mit Vanillenote folgte ein herrlicher Geschmack nach Südfrüchten mit leicht süßlich nussigem Aroma. Hervorragend für Einsteiger und auch Frauen geeignet.
Übrigens, unsere Whiskyprobe wird auch bei Frauen immer beliebter. Zehn Männern standen (saßen) diesmal fünf Frauen gegenüber.
Der dritte „Lowlandwhisky“ stellte sich bei genauerem Hinsehen als Fake heraus. Der Single Malt Glen Buchenbach ist nämlich ein deutscher, genauer ein schwäbischer Whisky. Die Brennerei Buchenbach-Berglen in der Nähe von Winnenden gelegen liegt seit Jahren mit den Schotten im Streit über den Namenszusatz „Glen“, der im schottisch gälischen Tal bedeutet und bei den Schwaben einfach die letzten vier Buchstaben des Ortsteiles Ber-glen sind – gnitze Schwaben halt. Die Schotten haben gegen diese Bezeichnung geklagt. Es ging schon mehrfach hin und her, im Moment sind die Schotten wieder im Vorteil, aber der Streit ist noch nicht beendet. Und bevor es diesen Whisky nicht mehr gibt, wollten wir ihn halt probieren. Obwohl ein deutsches Erzeugnis, war er seinem Vorgänger nicht unähnlich. Nicht so alt, dafür 3% mehr Alkohol.
Nun ging es in die Highlands. Mit dem Dalwinnie Winter´s Gold kredenzte uns Henry gleich eine Besonderheit. Diese Besonderheit steckt schon im Namen, denn er wird nur im Winter destilliert. Angeblich ist er durch die schnellere Kondensation beim Destilliervorgang nicht solange mit dem Kupfer der Kühlschlangen in Kontakt, dass er reiner und weicher wird. Der Duft eindeutig Honig und leicht rauchig. Der Honig war auch im Geschmack zu spüren, auch eine Art von Dörrobst machte sich bemerkbar.
Auch der Nächste, Glen Garioch (da taucht es wieder auf das berühmt berüchtigte Glen), zeichnete sich durch seine goldene Farbe und seine Honigtöne aus. Obwohl nur 40% erzeugte er eine wärmende Wirkung.
Nach fünf Whiskys war es an der Zeit, die Grundlage wieder aufzustocken. Auf der Speisekarte stand:
Gekräuterter Kalbsrücken, Stangenspargel mit dreierlei Saucen und Kartoffelkugeln
Das liest sich nicht nur wie Gedicht, es war auch eines. Die passenden Getränke hielt Harald bereit. Eigentlich hätten wir da gleich unser Lied „Was kann schöner sein“ anstimmen müssen, aber mit vollem Mund singt es sich halt nicht gut.
Was braucht der Gourmet nach einem vorzüglichen Mahl? Richtig, einen Digestif. Und genau diese Eigenschaft wird unserem nächsten Tröpfchen zugeschrieben, dem The Glenlivet. Bernsteinfarben, zarter Blumenduft, im Geschmack spürt man Pfirsich und Vanille, der ginge sicher auch gut als Aperitif durch.
Der nächste edle Tropfen, wir sind immer noch in den Highlands (da gibt´s halt die meisten Brennereien), heißt Tomatin. Ein offenbar weltweit sehr beliebter Whisky, denn 2018 wurden davon 5 Mio. Liter produziert. Eine tief goldene Farbe, ein Geruch nach frischer Seeluft, malzig süß und doch rauchig und mit einer Ingwernote im Geschmack weckt dieser Whisky Fernweh und ist wohl deshalb so beliebt.
Den Abschluss der Highland Whiskys stellte der Old Pulteney dar. Der Hersteller ist die Northern Highland Wick, früher die nördlichste Festlandbrennerei Schottlands. In dieser Gegend war nicht nur Whisky gefragt, sondern auch Hering. Vielleicht hat der Old Pulteney sein salziges Aroma von den Salzheringen. Auf jeden Fall verleiht dieser salzig würzige Geschmack dem Whisky seinen Pfiff. Man nennt ihn auch den „Manzanilla des Nordens“ (Manzanilla ist ein Sherry mit unverkennbarer Salznote). Dieser Stoff sollte bei der nächsten Verkostung unbedingt nochmals dabei sein.
Salz macht Lust auf Süßes, also war es an der Zeit den Nachtisch zu richten. Leider war unsere langjährige Pâtissière Rosi erkrankt, dennoch mussten wir nicht auf unsere geliebte Maronencreme verzichten. Chefköchin Hannelore, ihr Oberkoch Robert und Küchenfee Traudel zauberten ebenfalls eine traumhafte Maronencreme mit Obststückchen – bei einer Whiskyprobe einfach unverzichtbar.
Dann hieß es auf die Zielgerade einbiegen, die letzten drei Sorten standen an. Der Tobermory von der Insel Mull riecht ( sofern man das nach so vielen Genüssen noch kann) leicht torfig und rauchig. Im Geschmack ist auch leicht der Torf und ein zarter Kaffeeton zu spüren.
Dann kam mit dem Springbank (Campbeltown) und seinen 46% ein Hammer. Cognacfarben, salzig und ölig und trotz seiner Stärke doch süßlich milde angenehm im Abgang.
Der Letzte in unserem bunten Reigen aus Schottland war Bowmore von der Insel Islay, bekannt durch ihre ziemlich rauchigen Whiskys. Diese erhalten ihren typischen Geschmack durch eine geeignete Malzdarre, die mit mehr Rauch als Kitze erzeugt wird. Den besonderen Geschmack neben dem Rauch erhält dieser kupferfarbene Whisky von der Endlagerung in Sherryfässern. Er wirkt lange nach, wie auch die gesamte Verkostung.
Es war wieder einmal ein Erlebnis der ganz besonderen Art, wie sie wohl nicht viele Gesangvereine zu bieten haben.
Unser Whiskyprofessor Henry mit seinem unerschöpflichen Wissen, unsere wunderbaren Gastgeber Hannelore und Harald mit ihren fleißigen Helfern, das ist etwas, das einfach passt.
Zum Abschluss wurde wie immer auch noch gesungen, das sollte natürlich bei einem Gesangverein nicht fehlen. Klaus hatte sein Akkordeon dabei und los ging´s…
Das offene Ende verschweigen wir.
Zu erwähnen wäre noch: Henry stiftete den Whisky, Rainer den Spargel Hannelore und Harald das Essen und die übrigen Getränke. Der Rest warf einen Obolus in den
Hut und siehe da, es kam eine Spende von 250 € heraus, die in den Topf für die Sanierung des Daches auf unserem Sängerheim wandert.
Fazit: Whisky genießen und Gutes tun!
Einer unserer Neulinge testete zu Hause noch seinen Blutdruck und siehe da, so gute Werte hatte er schon lange nicht mehr - also, auch noch gesund. Er überlegt, ob er die Wasserflasche neben dem Bett nicht gegen einen Whisky austauscht.
Also dann herzlichen Dank allen und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt:
Whiskyprobe bei der Einigkeit Hochstetten