Whiskyprobe bei den HD´s

Alles Whisk(e)y, aber kein Scotch...

 

so hieß das diesjährige Motto, der nun schon vierten Whiskyprobe der Sänger der Einigkeit Hochstetten. Eingeladen hatten die drei HD´s, Harald und Hannelore Dürr und unser Whiskyexperte und wandelndes Lexikon Henry Delincée. Henry hatte wieder zehn Whiskies aus seiner Schatzkammer mitgebracht und wie der Titel schon verhieß, war diesmal keiner aus Schottland dabei, die bei den bisherigen Proben immer das Gros bei der Auswahl stellten. Aber bevor es losging brauchten wir natürlich eine gute Grundlage. Hannelore hatte wieder diverse Brote und Seelen gebacken darunter diesmal ein Bratkartoffelbrot, einfach sensationell und sowas von passend zum Whisky. Dazu Dips mit Bärlauch und Schnittlauch, Sesambutter und eine Geflügelleber Pastete. Also starteten wir, zwei Frauen und acht Männer, darunter auch Chorleiter Aldo Martinez, erwartungsfroh mit schon vorverwöhnten Gaumen die Probe.

 

Unsere erste Station war Deutschland, genauer gesagt die heimliche Whiskyhauptstadt Deutschlands, nämlich Karlsruhe. Hier werden drei Whiskies gebrannt: der Black Forest der Rothausbrauerei (wird bei Kammerkirsch gebrannt), der Black Bird von der Vogelbrauerei und der Freiherr von Drais von der kleinen Brennerei Scriptor in Bulach. Da wir den Black Forest von einer vorigen Probe schon  kannten, widmeten wir uns dem Freiherr von Drais und dem Black Bird. Der Freiherr von Drais war ein wunderbarer Einsteiger mit einer rotgoldenen Farbe (vom Finish im Dornfelder Fass) sehr fruchtig fast schon Wein betont und nur ganz milder Rauch trotz seiner 46% auch für Frauen geeignet. Etwas stärker kommt da der Black Bird von Vogel daher. In der Farbe eher goldgelb von den Aromen dem Vorgänger ähnlich, aber trotz dem angeblich weichen Moosalbwasser merkt man ihm seine 50% deutlich an.

Weiter ging´s in den Bayrischen Wald. Die Destillerie Liebl in Bad Kötzting brennt hier ihren Coillmór (bedeutet großer Wald). Mit "nur" 43% sehr fruchtigem und karamellartigem Geschmack sehr süffig und süßlich, macht sich bestimmt als Aperitif gut, auch für Frauen und Whiskyeinsteiger geeignet.

 

Vom Osten Deutschlands ganz weit in den Westen Europas in die Bretagne. Dort im Land von Asterix und Obelix brennt nicht der Miraculix sondern die Destillerie des Menhirs, also die Brennerei der Hinkelsteine (man beachte die Assoziation zu den berühmten Galliern) einen Whisky (Eddu) aus Buchweizen. Bersteinfarben bietet er eine ganze Palette von Düften und kleidet mit seinem samtenen Abgang bei nur 40% die Kehle von oben bis unten aus. Bestimmt so wirkungsvoll wie das Sängeröl nur etwas teurer.

 

Danach ging´s über den großen Teich nach Kanada. Hiram (nicht Jonny) Walker baute dort das Städtchen Walkersville gegenüber der US-Autometropole Detroit. Zu Zeiten der Prohibition ein genialer Schachzug, blühte doch von hier der Alkoholschmuggel in die USA und war für Walker ein Riesengeschäft. Selbst Al Capone drehte hier seine großen Räder. Der hier produzierte Rye-Whisky, also aus Roggenmalz, wurde aber nicht nur wegen der Prohibition bekannt, sondern er schmeckt auch exzellent. Trotz seiner 50% ein richtig alltagstauglicher Whisky, besonders als Dämmerschoppen geeignet, sei´s vor oder nach dem Abendessen.

 

Apropos Abendessen, wir hatten nun fünf der edlen Stoffe genossen und nun war es an der Zeit Grundlage, sprich Essen nachzulegen. Hannelore hatte ein Roastbeef vorbereitet, das bei 60 °C schon vier Stunden im Backofen garte. Dann nochmal kurz auf beiden Seiten angebraten und schon konnte dieses Wunderwerk serviert werden. Mit gemischtem Salat und selbst gemachten sog. „Adlerknöpfle“, eine ganz besondere Teigware (Rezept geheim), hieß es dann nur noch Genuss pur – dieses Essen konnte sicher auch mit dem besten Whisky mithalten. Damit wir auch eine Whiskypause einlegen konnten, reichte Harald zum Essen Wein, Bier, Wasser je nach Gusto.

 

Bestens gestärkt konnten wir dann unsere Reise fortsetzen. Von Detroit etwa 1000 Km weiter südlich in Lynchburg, Tennessee finden wir die wohl bekannteste Whiskybrennerei der USA, Jack Daniels. Dass Jack Daniels nicht nur billig, sondern auch sehr gut kann, bewies uns Henry mit dem Single Barrel Select. Der Grundstoff ist wie bei den Kentucky Bourbons eigentlich überwiegend Mais (80%), aber diese Whiskies werden noch durch eine drei Meter dicke Holzkohleschicht gefiltert und werden dadurch zu einem Tennessee-Whisky. Eine weitere Besonderheit ist, dass immer ein Anteil der vergorenen Maische wie bei einem Sauerteig der nächsten zugesetzt wird. Trotz oder gerade wegen dieser Behandlung duftet er süßlich und schmeckt mild würzig.

 

Wer immer weiter nach Westen geht (fährt oder fliegt) kommt irgendwann im Osten an, nämlich in Japan. Den Japanern sagt man ja nach, dass sie alles nachmachen, aber Whisky können sie schon seit 1923. Von der Firma Suntory hatte uns Henry was ganz Feines mitgebracht, einen Hibiki Japanese Harmony. Das ist zwar kein Single Malt sondern ein blended Whisky, aber ganz was Meisterliches. Schon das Flaschendesign und das Etikett strahlen Edles aus und so schmeckt der Whisky auch – ein ganz besonderes Geschmackserlebnis.

 

Nach dieser Japanischen Harmonie tischten die Damen das Dessert auf, Rosis Maronencreme mit Sahne und Kirsche, wie immer ein Traum und schon genauso Tradition wie die Whiskyprobe selbst.

 

Etwa 6500 km südwestlich von Tokio liegt Bangalore in Indien. Dort gibt es einen Single Malt der Premium Klasse. Das Gerstenmalz aus Indien, aber der Torf aus Schottland. Wahrscheinlich ist der Gründer der Destille Paul John Schotte. Die Besonderheit des Whiskys macht das tropische Klima aus. Bei den hohen Temperaturen reift der Whisky angeblich schneller. Fünf Jahre Reifezeit in Indien entsprechen angeblich fünfzehn in Schottland, was sich auch in dem sogenannten „Angels Share“ (der Anteil für die Engel durch Verdunstung) widerspiegelt. In Schottland ca. 2%, in Indien 10-12%. Was neben den üblichen Aromen hier heraus sticht, ist eine deutliche Minznote. Durch den Schottischen Torf auch leicht rauchig.

 

Das Finale bestreiten wir im Ursprungsland des Whiskys in Irland. Zwar streiten Schotten und Iren schon seit es Whisky gibt über das „Wer hat´s erfunden“, eindeutig fest steht aber, dass mit Bushmills in Nordirland im Jahre 1608 die erste Brennerei eine schriftlich erwähnte Lizenz für das Brennen  Whisky erhalten hat. Sollten die Schotten tatsächlich früher gewesen sein, waren es Schwarzbrenner. Trotz aller Konkurrenz stehen die Irischen Whiskies in Qualität den Schottischen in nichts nach. Allen voran der von uns getestete Bushmills Malt. In drei unterschiedlichen Holzfässern (Bourbon, Sherry, Portwein) gelagert, bringt er eine Sanftheit und leichte Süße mit, fast wie ein alter Cognac – für den Autor der Beste des Abends, aber mit 130 € je Flasche auch der Teuerste.

Für den Letzten unserer großen Reise blieben wir in Irland. Aus der Region Connemara probierten wir den Peated Single Malt. Mit diesem torfig, rauchig und trotzdem süßlich schmeckenden hellgelben Edelstoff, fühlte man sich stark an die in früheren Verkostungen probierten Whiskies aus Schottland erinnert, vor allem an die von der Insel Islay.

 

Die Probe war damit beendet, der Abend jedoch noch nicht. Über die vielen Eindrücke sei es Duft, Geschmack oder auch Wissenswertes über Herstellung oder Geschichte konnte unser Whiskyprofessor wie immer trefflich weiter referieren. So langsam  wächst hier eine Expertenrunde zusammen.

 

Halt, doch nicht ganz fertig, denn Andreas, der Sohn des Hauses, auch ausgewiesener Whiskyfreund und -kenner servierte uns aus seinem Fundus noch einen Rozelieures aus Frankreich mit einem würzigen Sherryaroma, leicht rauchig mir fruchtig süßlichem Abgang – ein würdiger Abschluss.

 

Ganz besonderen Dank möchten wir alle sagen an Hannelore und Harald Dürr für die Gastfreundschaft und das wunderbare Essen, an Rosi für den Traum von einem Nachtisch und last but not least an unseren Oberwhiskymann Henry, der uns nicht nur immer mehr in die Geheimnisse dieses wunderbaren Getränkes einweiht, sondern auch noch den Whisky mitgebracht hat – vielen herzlichen Dank euch allen und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Whiskyprobe beim Gesangverein Einigkeit.