Chronik des Gesangverein Einigkeit Hochstetten 1908
Vorgeschichte
Im Zuge der Recherchen zu dem Buch „Hochstetten 1103-2003“ von Manfred König, tauchte ein Dokument auf, das belegt, dass in Hochstetten ein Gesangverein bereits im 19. Jahrhundert existiert hat. Dieses Dokument enthält eine Traueradresse an Frau Emma Herbst, die Witwe des im Alter von 45 Jahren verstorbenen aktiven Sängers Wilhelm Herbst. Dieser wird als „treues Mitglied und eifriger Pfleger der edlen Gesangeskunst“ bezeichnet. Das deutet darauf hin, dass der Verein schon geraume Zeit etabliert war. Ein Name für den Verein ist leider nicht angegeben. Unterzeichnet ist das Kondolenzschreiben von Vorstand Karl König (Vater des späteren Bürgermeisters), Schriftführer Samuel König (vermutlich ein Cousin des Vorstandes) und von Dirigent Heinrich Stober, zu der Zeit Unterlehrer in Hochstetten.
Manfred König verweist in seinem Buch auf zwei Entwicklungsmöglichkeiten, wobei die dort aufgeführte zweite Möglichkeit die wahrscheinlichere ist, nämlich, dass sich der bereits existierende Verein u.U. aus politischen Gründen auflöste und daraus zwei getrennte Gesangvereine entstanden. Ein weiteres Indiz dafür ist die Namensgebung der Vereine. Der Name „Edelweiß“, wie auch andernorts „Vorwärts“ weist eindeutig auf eine linke, aus der Arbeiterbewegung entstandene Gruppierung hin. Der Name Sängerbund wie auch in umliegenden Gemeinden der Name Liederkranz ist dem bürgerlich konservativen Lager zuzuordnen. Die Tatsache, dass der GV Edelweiß bereits ein Jahr nach der Gründung einen Ehrenpreis ersang untermauert die These der Aufspaltung zudem.
Chronologie ab 1908
Gesungen haben Menschen seit Urzeiten, aber erst im Jahre 1808 wurde in Deutschland der erste Männergesangverein gegründet. Viele folgten, vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts gab es, meist aus politischen Gründen, viele Vereinsgründungen.
Erst 100 Jahre nach dem ersten Gesangverein, also 1908, konnte man sich auch in Hochstetten nicht mehr dem Chorgesang verschließen und so wurden in dem kleinen Ort innerhalb weniger Wochen die Gesangvereine
- MännergesangvereinSängerbund und der
- Gesangverein Edelweiß
gegründet.
Vom MGV Sängerbund gibt es bis zum heutigen Tage leider keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, sodass wir uns an die spärlichen Angaben des Edelweiß halten müssen.
Im Kassenbuch von 1908 ist vor den ersten Einträgen von Einnahmen und Ausgaben ein Mitgliederverzeichnis, in dem 25 Mitglieder aufgelistet sind.
Im Protokollbuch, in den ersten Jahren (bis 1913), ebenfalls nicht mehr als ein Kassenbuch, sind folgende Daten eingetragen:
Eintrittsgebühr je 50 Pfennig von 22 Mitgliedern (Gründungsmitglieder)
Als laufender Beitrag waren 10 Pfennig pro Singstunde fällig. Die 20 passiven Mitglieder wurden mit einem Monatsbeitrag von 20 Pfennig zur Kasse gebeten.
Nach den eingetragenen Zahlungen gab es in der Anfangszeit 21 aktive und 20 passive Mitglieder, insofern ist die im Kassenbuch aufgeführte Mitgliederliste nicht vollständig, oder sie wurde nicht aktualisiert.
Als erste Vorstände fungierten Karl Leopold Hofmann und Wilhelm Krebs.
Erster Dirigent war der damalige Hauptlehrer Baust.
Die Sänger der ersten Stunde waren offensichtlich sehr lernfreudig, oder wollten einfach in geselliger Runde sein, denn nach den Beitragseingängen war bis Mai 1909 zweimal pro Woche Singstunde. Es kann natürlich auch sein, dass bereits für den Sängerwettstreit in Eggenstein geübt wurde.
Bereits im Dezember 1908 gab es eine Weihnachtsfeier, die auch der chronisch schwachen Kasse zugute kam und durch eine sogenannte Christbaumverlosung 89,91 Mark einbrachte.
Kaum ein Jahr alt beteiligte sich der Verein an dem schon mehrfach erwähnten Sängerwettstreit in Eggenstein und errang dort einen 1A Ehrenpreis.
In den folgenden Jahren wurde der Verein mehrfach finanziell gestützt und dadurch am Leben erhalten. Die damaligen Sponsoren waren: Bürgermeister Herbst, Pfarrer Bühler, Fabrikant Wilhelm Dürr, sowie einige „angesehene Bürger“.
Der erste Dirigentenwechsel vollzog sich Jahr 1913 als der Stab von Hauptlehrer Baust zu Hauptlehrer Hänsel wechselte. Mit der Zeit entwickelten sich immer mehr Aktivitäten. So berichtet das Protokoll des Schriftführers, Samuel Krebs, von einem Maiausflug nach Hördt in der Pfalz und von einem verregneten Gartenfest, das doch noch durch eine „eingelegte Tanzmusik im Hirsch“ ein gutes Geschäft brachte.
Der Singstundenbesuch war zu jener Zeit anscheinend nicht gerade als gut zu bezeichnen, denn auf der außerordentlichen Generalversammlung am 15. November 1913 wurde eine rigide Maßnahme beschlossen:
Wer dreimal unentschuldigt bei der Singstunde fehlt muss 10 Mark Strafe bezahlen und wird ausgeschlossen.
>>Wenn solch eine Strafandrohung heute noch fruchten würde ... ???<<
Damals half es offenbar, denn der Verein zählte 1914 bereits 35 aktive Sänger. Die Herren Sponsoren Bürgermeister Karl Herbst und Fabrikant Wilhelm Dürr wurden bei der Generalversammlung am 17. Januar 1914 für langjährige Mitgliedschaft und besondere Verdienste um den Verein zu den ersten Ehrenmitgliedern ernannt. In diesem Jahr ist auch noch ein Ausflug nach Mannheim erwähnt, den Chorleiter Hänsel und seine „Getreuen“ unternahmen, bei dem Liedvorträge und „Tanzbelustigung“ nicht fehlten.
Über die Zeit des ersten Weltkrieges ist leider nichts überliefert, denn die Seiten von 1914-18 sind aus dem Protokollbuch, warum auch immer, herausgerissen.
Nach Kriegsende hatte der Verein den Verlust von 18 Mitgliedern zu beklagen. Auch der Sängerbund kam bestimmt nicht ohne Opfer über diese schwere Zeit, sodass man sich entschloss, beide Vereine zusammen zu schließen.
Aus dieser Vereinigung von Edelweiß und Sängerbund ging am 15. Januar 1919 die Einigkeit hervor.
Zum ersten Mal wird hier eine komplette Vereinsführung benannt:
1. Vorstand Wilhelm Nees, Sattler
2. Vorstand Friedrich Nees, Schreiner
Schriftführer Albert Hofmann (Rhein-Bertel)
Kassier Heinrich Herbst
Beiräte Samuel Dürr und Emil Ratzel (Loch-Ratzel)
Der Singstundenbetrieb begann laut Protokollbuch jedoch erst im September, nachdem bei einer nochmaligen Generalversammlung der Antrag auf Integration des Vereins in die Gesangsriege des Turnvereins abgelehnt wurde.
In der Folgezeit stieg die Sängerzahl ständig weiter an und erreichte 1920 die stattliche Anzahl von 54 Aktiven. Die Vereinsverwaltung wurde durch Wilhelm Hofmann, Theodor Groh, Gustav Owart und Martin Frick erweitert und Hauptlehrer Bayer als Dirigent engagiert. Die Gründungsvorstände des Edelweiß, Karl Leopold Hofmann und Wilhelm Krebs wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Dass auch der Kontakt zu Ehemaligen gepflegt wurde beweist der Vereinsausflug nach Weinheim, den man mit einem Besuch beim früheren Dirigenten Hänsel verband: „Stunden schönster Harmonie wurden verbracht“.
Das erste Sängerfest mit Gastchören fand am 5. September 1920 statt, laut Protokoll als „Gartenfest in(?) der Linde“.
Am 20. März veranstaltete die Einigkeit ihr erstes Kirchenkonzert. Der Erlös in Höhe von 900 Mark wurde an die „Kleinkinderschule abgeführt“, heute würde man sagen, dem Kindergarten gespendet. Dieses Kirchenkonzert kann man somit als die erste Benefizveranstaltung des Vereins bezeichnen.
Auch 1921 gab es wieder ein Gartenfest mit auswärtigen Chören. Dieses Gartenfest fand auf dem Turnplatz statt. Als Festwirt fungierte der Lindenwirt Hermann Meinzer. Offenbar war es zu der Zeit gang und gäbe, dass Hochstettens Wirte abwechselnd bei solchen Veranstaltungen zu Zuge kamen. Auch die Generalversammlungen wurden abwechselnd in allen Hochstettener Gaststätten abgehalten. Das Probenlokal war jedoch stets der Hirsch.
Das Jahr brachte aber auch einige personelle Veränderungen. Zunächst musste der äußerst beliebte Dirigent, Hauptlehrer Bayer, sein Amt aus „Gesundheitsrücksichten“ niederlegen. Herr Bayer wurde bei dieser Gelegenheit zum Ehrendirigenten ernannt. Als Nachfolger wurde aus fünf Kandidaten Gesangslehrer Baldas aus Karlsruhe ausgewählt.
Im Dezember desselben Jahres trat der „sehr eifrige“ erste Vorsitzende, Wilhelm Nees, aus dem Verein aus. Über die Gründe vereinbarte man Stillschweigen.
Bei der Generalversammlung am 14. Januar 1922 wurde Gustav Owart auf die verwaiste Stelle gewählt. Dass nun wieder ein frischer Wind wehte, zeigen die dort gefassten Beschlüsse:
- wer eine halbe Stunde zu spät kommt, zahlt 50 Pfennig
- wer unentschuldigt fehlt, zahlt 1 Mark
- wer dreimal unentschuldigt fehlt, wird ausgeschlossen.
Im Mai 1922 feierte der Liederkranz Friedrichstal sein 25-jähriges Jubiläum. Bei dem dort veranstalteten Wertungssingen nahm der Chor mit 40 Sängern teil und erreichte mit dem Lied Abendfrieden am Rhein ein Sehrgut. Das handschriftliche Dokument „Kritik über das Jubiläumskonzert“ ist noch erhalten. Als Preis erhielt der Verein einen „Fahnennagel“.
Im Juli musste sich die Einigkeit schon wieder einen neuen Dirigenten suchen, denn Herr Baldas verzog nach Bad Dürrheim. Als Nachfolger verpflichtete der Verein Hauptlehrer Schmitt aus Karlsruhe.
Wegen zunehmend schlechter werdender Wirtschaftslage verzichtete man 1922 auf ein Gartenfest und bestritt statt dessen im Oktober ein Konzert.
Auf der Weihnachtsfeier wurde ein Überschuss von 64.114 Mark erwirtschaftet. Der Kassenbestand bei der darauf folgenden Generalversammlung betrug 124.000 Mark. Die Inflation lässt grüßen.
Der Maiausflug, zusammen mit dem Musikverein Linkenheim, führte nach Friedrichstal – Spöck – Graben - und zurück und das alles auf Schusters Rappen.
Am 31. Dezember 1923 veranstaltete der Verein gemeinsam mit auswärtigen Kräften ein Kirchenkonzert. Da die auswärtigen Mitwirkenden auf Gage verzichteten und nur „verköstigt“ wurden, hatte man am Ende einen ansehnlichen Betrag übrig. Nach langen Diskussionen sollte dieser Betrag (leider ungenannt) sinnvoll investiert werden ---- man schaffte eine Vereinsfahne an --- einen Nagel dazu hatte man ja schon.
Dann folgte am 1. Juni 1924 das größte Fest, das Hochstetten bis dahin erlebt hatte, „die Fahnenweihe“.
Das Festbankett am Samstag wurde mit einem Fackelzug durch das Dorf eingeleitet. Am Sonntag hieß es dann um 6.00 Uhr !!! Wecken. Die Gastvereine wurden an den Ortseingängen von Festreitern und Festdamen abgeholt und zu ihren Lokalen geleitet.
Nach dem Festgottesdienst am Sonntag begann um 10.00 Uhr das Wertungssingen, an dem 10 Gastvereine teilnahmen. Am Nachmittag dann der Festumzug durch das reich geschmückte Dorf, der durch das 50-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr noch vergrößert wurde. Tausende Menschen säumten die Hauptstraße und bevölkerten anschließend den Festplatz. Trotz riesiger Umsätze blieb der Reingewinn nahe Null, worüber die Verantwortlichen sehr enttäuscht waren.
Einige Wochen später war mal wieder ein Dirigentenwechsel fällig. Mit Herrn Schmitt war man unzufrieden, da die gesangliche Qualität stagnierte. Als Nachfolger wurde Gustav Schöntal aus Friedrichstal gewählt.
Mit dem neuen Chorleiter kam auch bald der Erfolg, denn im Mai 1925 ersang man in Rheinsheim einen silbernen Pokal und eine Medaille.
Im Dezember geriet der Verein in eine Krise in deren Folge der erste Vorsitzende Gustav Owart und der langjährige Schriftführer Albert Hofmann (im Protokollbuch eine Schrift wie gemalt, der hatte in Schönschreiben bestimmt immer eine 1 mit *)
ihre Ämter niederlegten.
Bei der Generalversammlung am 9. Januar 1926 wurde die Verwaltung dann komplett neu gewählt.
Vorstände wurden:
- 1. Vorsitzender Emil Ratzel, Gipser (Loch-Ratzel)
- 2. Vorsitzender Wilhelm Hofmann, Wagner
Ein Preissingen in Graben mit sage und schreibe 65 Sängern erbrachte einen Ehrenpreis. Die Urkunde hierzu wurde vor einigen Jahren in der Einfahrt des damaligen Vorstandes gefunden und hängt, restauriert, seither im Sängerheim. Trotz eines weiteren Erfolges in Neureut war man mittlerweile mit Chorleiter Schöntal unzufrieden. Im Protokoll ist vermerkt: „Herr Schöntal erweckt den Eindruck, als hätte er keine Lust mehr mit der Einigkeit zu arbeiten“. Daraufhin wurde Gustav Schöntal fristlos entlassen. Mit einer Restzahlung von 40.- RM und der Bemerkung eine weitere Zahlung sei nicht erforderlich, wurde Herr Schöntal abgefunden. Dieser machte jedoch eine Rechnung von RM 91,50 auf, welche der Verein jedoch nicht bezahlen wollte. Das Ganze zog einen Rechtsstreit nach sich, was ein Schreiben eines Rechtsanwaltes an den 1. Vorsitzenden, Emil Ratzel, belegt. Darin wurde sogar der Vorsitzende selbst haftbar gemacht, da die Einigkeit Hochstetten kein eingetragener Verein war. Erst Jahrzehnte später, nämlich im Mai 1983, holte man dies nach.
Wie der Streit letztlich endete ist nicht bekannt, denn eine Restzahlung von RM 51,50 + RM 2,50 für das Anwaltsschreiben ist im Kassenbuch nicht aufgeführt.
Mit Adolf Heuser gewann man einen ortsansässigen Chorleiter, der, mit 3-jähriger Unterbrechung, insgesamt 38 Jahre den Chor leitete.
Die unruhigen Zeiten waren aber noch nicht zu Ende. Im November legten die Vorstände Ratzel und Hofmann ihre Ämter nieder. Auch die Nachfolger Wilhelm und Karl Leopold Becker hielten nicht lange aus und quittierten bereits im März 1927 ihren Dienst. Erst mit dem Vorsitzenden ,Samuel Dürr III, kehrte wieder Ruhe ein.
Am 14. Oktober 1928 wurde das 20-jährige Stiftungsfest gefeiert. Bei diesem Anlass wurden alle noch lebenden Gründungsmitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es waren dies: Samuel Dürr, Wilhelm Dürr, Karl Leopold Becker, Karl Ludwig Becker, Ludwig Fürniß, Wilhelm Heuser, Wilhelm Nees, Wilhelm Beideck, Friedrich Beideck, Emil Ratzel.
Bei der Generalversammlung am 12. Januar 1929 rückte Emil Scholl auf den Posten des 2. Vorstandes. Im Protokoll zu dieser Versammlung wird zum erstenmal der Beschluss gefasst, die fleißigsten Sänger mit einem „Sängerbecher“ zu ehren. Bei der Weihnachtsfeier in diesem Jahr erhielten schon dreizehn Sänger diese „Becherauszeichnung“. Bemerkenswert hierbei, dass diese Becher von zwei Mitgliedern gestiftet wurden.
In den Folgejahren war es um die wirtschaftliche Lage nicht gut bestellt, sodass Ausflüge und Weihnachtsfeiern meist ausfallen mussten.
Ein Preissingen im Jahre 1932 weist noch 45 Sänger aus, die dort einen 1A Preis, einen Ehrenpreis und ein Preisgeld vom 40 Mark ersangen.
Am 28.Oktober 1933 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Außer der Tatsache, dass bei dieser Feier jedes Mitglied ein kostenloses Essen erhielt, ist als Programm nur erwähnt, dass der Musikverein spielte. Vielleicht waren das die Vorboten oder gar schon die Auswirkungen der Machtübernahme der Nationalsozialisten, denn in den Jahren 1934-1936 war der Verein akut in seiner Existenz bedroht. Nur durch massive Werbung einzelner Mitglieder konnte die Einigkeit mit 18-20 Sängern am Leben gehalten werden. In dieser schweren Zeit übernahm (1934) Emil Scholl die Vereinsleitung. Im Januar 1937 fiel gar die Generalversammlung aus, weil es laut Protokoll: „ Nichts zu berichten gab“! Sie wurde dann aber im Juni als „Außerordentliche Generalversammlung“ nachgeholt. „Alle Unstimmigkeiten“, was immer das auch heißen mag, wurden ausgeräumt. Diese Versammlung hatte offenbar auch die Wirkung eines reinigenden Gewitters, denn ab 1938 ging es dann wieder aufwärts.
Am 30. Stiftungsfest, das im Februar 1939 nachgeholt wurde, erhielten 10 Sänger für 25-jährige Aktivität aus der Hand des „Gruppenführers“(so hieß das wohl damals), Hermann Blau aus Graben, die silberne Ehrennadel des Badischen Sängerbundes.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 war der kurzfristige Aufschwung bereits wieder zu Ende. Die Singstunden wurden zwar fortgesetzt, aber nur sehr unregelmäßig. Auch der Gesangverein Einigkeit hatte Opfer zu beklagen: „Sechs seiner besten und jüngsten Kräfte starben den Tod für´s Vaterland. Andere sind noch vermisst oder in Gefangenschaft“.
Im Frühjahr 1946 konnte der Probenbetrieb wieder regelmäßig auf genommen werden. Vorher war jedoch ein Antrag bei der amerikanischen Militärregierung zu stellen. Am 17. 01 .1946 wurde eine vorläufige Genehmigung erteilt. Allerdings mussten Vereinsatzung, Mitgliederliste und Zusammensetzung der Verwaltung, die auch noch vorgeschrieben wurde, inklusive politischer Fragebögen nachgereicht werden.
Der bis dahin schon 20 Jahre im Amt befindliche Dirigent Adolf Heuser musste wegen, „anderweitiger beruflicher Verpflichtungen“ den Verein aufgeben, besorgte aber noch dankenswerterweise mit Christian Fassel einen tüchtigen Nachfolger. Wie ältere Sänger berichteten, kam Herr Fassel jeden Dienstag mit dem Fahrrad aus Karlsruhe zur Singstunde.
Adolf Heuser wurde für seine Verdienste zum Ehrenchorleiter ernannt und auch Emil Scholl wurde geehrt und an seinem 66. Geburtstag, unter Beibehaltung der Amtsgeschäfte zum Ehrenvorstand ernannt.
Die erste größere Aktion nach dem Krieg war am 11. Mai 1947 ein Frühlingskonzert, bei dem auch auswärtige Chöre mitwirkten.
Ein weiteres Frühlingskonzert am 3.April 1948 brachte einen Reinertrag von 996 Mark und wurde an die Hinterbliebenen der gefallenen Sängerkameraden ausgezahlt. Bei einem Freundschaftssingen am 6. Juni 1948 standen bereits wieder 32 Sänger auf der Bühne.
Die 40-Jahr - Feier wurde am 14. August 1948 abgehalten, bei der Otto Husser ausführlich über die Vereinschronik berichtete. Aus diesem Bericht ist oft einiges mehr zu entnehmen, als aus den manchmal spärlichen Protokollen.
Am 6. November fand im Gasthaus zum Hirsch ein Volksliederabend statt. Aus dem noch vorliegenden Programm geht hervor, dass der Verein damals schon über einen Frauenchor verfügte, der auch zusammen mit den Männern als Gemischter Chor auftrat. Leider findet sich in den Protokollen kein Hinweis über Gründung und auch Auflösung des Frauenchores . Dieser Frauen – und Gemischte Chor geht höchstwahrscheinlich auf die Initiative von Chorleiter Fassel zurück, denn nach dem Ausscheiden von Herrn Fassel tritt der Gemischte Chor nur noch einmal in Erscheinung, der reine Frauenchor findet überhaupt keine Erwähnung mehr.
Einen Umbruch gab es bei der Generalversammlung am 13. Januar 1949. Der langjährige Vorstand, Emil Scholl, der den Verein durch schwerste Zeiten geführt hatte, gab altershalber sein Amt auf. Auch Schriftführer Ludwig Fürniß (seit 1926) legte sein Amt nieder. Als Nachfolger wurden gewählt:
1. Vorstand Wilhelm Becker
Schriftführer Walter Günther
Mit dem Wechsel des Schriftführers wechselte auch die Schrift von Sütterlin auf Latein. Der Gesamtvorstand wurde bei dieser Versammlung um vier Beisitzer erweitert. Auch das Thema Chorleiter wurde eifrig diskutiert, da Ehrendirigent Adolf Heuser wieder zur Verfügung stand, sprachen sich die meisten Sänger für einen Wechsel zurück zu Adolf Heuser aus. Man beschloss hierzu Rücksprache mit Herrn Fassel zu nehmen, eine Entscheidung fiel offenbar aber noch nicht. Allerdings ist auf der Bestandserhebung (Meldebogen an den Badischen Sängerbund vom 21. 01. 1949) Adolf Heuser bereits wieder als Dirigent aufgeführt.
Wilhelm Becker, nach 1927 nun zum zweitenmal Vorsitzender, war auch als Dichter und Komponist tätig. Er vertonte eigene Texte und ließ sie von befreundeten Komponisten für vierstimmigen Männerchor setzen. In der alten Chorliteratur des Vereins sind noch Werke von ihm zu finden. Auch in der Schrift „Anno Dazumal“ vom Freundeskreis Heimatgeschichte ist ein Lied von Wilhelm Becker abgedruckt.
Am 24. April veranstaltete der Verein, hier nochmals mit dem Gemischten Chor, ein Kirchenkonzert zur Beschaffung von Kirchenglocken. Leider war dieses Konzert nur mäßig besucht, sodass lediglich DM 150.- zusammenkamen.
Eine neue Art, den 1. Mai zu feiern, wurde ab 1949 eingeführt. Früh morgens marschierten die Sänger fröhlich singend durch das Dorf, ehe man sich zum gemütlichen Beisammensein im Vereinslokal Hirsch traf.
Das erste schriftlich erwähnte Fest auf dem heutigen Gelände des Sängerheimes fand am 4. September 1949 als „Waldfest im idyllisch gelegenen Erlich statt“. Vor diesem Fest stand jedoch jede Menge Arbeit an, der Platz musste hergerichtet und geschmückt werden. Das Ganze wurde von den Sängern mit einem „noch nie da gewesenen Eifer“ bewältigt. Da auch das Wetter mitspielte, erlebte Hochstetten zum erstenmal im Erlich ein tolles Sängerfest mit einem Riesenprogramm.
Als Chöre wirkten mit:
Vorwärts, Einigkeit und Fidelia Liedolsheim, Sängerbund Linkenheim, die Mannheimer Aurelia und der Gastgeber Einigkeit Hochstetten. Die musikalische Umrahmung des Nachmittags übernahm der Musikverein Hochstetten. Das Protokoll vermeldet: „Durch das heiße Wetter war bald reger Betrieb am Bierstand“.
Zum Abschluss des Tages spielten dann im „festlich illuminierten Wäldchen“ die Kapelle Lichtenwalter und der Musikverein Linkenheim zum Tanz auf. Alle waren sich einig: „ ein Fest wie es Hochstetten noch selten erlebt hatte“.
Im Laufe des Jahres wurden einige Gartenfeste befreundeter Vereine als Rückverpflichtung besucht. Auch die Weihnachtsfeier in diesem Jahr war wieder eine Großveranstaltung, die mit umfangreichem Programm und einer Theateraufführung am 25. Dezember durchgeführt wurde.
Bei der Generalversammlung 1950 musste der allseits geschätzte Vorstand, Wilhelm Becker, der die Einigkeit Hochstetten in nur einem Jahr Amtszeit zu hohem Ansehen geführt hatte, sein Amt als erster Vorsitzender wieder abgeben, da er Hochstetten aus beruflichen Gründen verließ. Das neu gewählte Verwaltungsteam setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand August Groh
2. Vorstand Hans Hillebrands
Kassier Heinrich Dürr
Schriftführer Walter Günther
Beisitzer: Emil Ratzel, Karl Haas, Karl Arnold, Otto Groh
Das Jahr war reich an Auftritten und Veranstaltungen. So wird von diversen Ständchen zu unterschiedlichen Anlässen, Teilnahmen an Festen anderer Gesangvereine und einem Frühjahrskonzert im Hirsch berichtet.
Am 1. Mai marschierten die Sänger um 6.00 Uhr mit dem Weckruf durch das Dorf. Nach einigen Ständchen unterwegs begab man sich zu einem „ausgiebigen“ Frühschoppen ins Vereinslokal. Am Nachmittag beteiligten sich die Sänger noch am Fest des Vereins für Körperbehinderte (später VdK) auf dem Turnplatz. Nach einigen Liedvorträgen waren die Sänger sogar noch im Stande, ein Fußballspiel gegen den Musikverein zu bestreiten, das die „konditionell“ starken Sänger mit 3:2 gewannen (wenn man so will, der Vorläufer der späteren Ortsturniere der Sportvereine). Am Abend dieses ereignisreichen Tages wurde noch der scheidende ehemalige Vorstand Wilhelm Becker mit einem Ständchen verabschiedet.
Für den Ausflug am 2.Juni nach Reutlingen waren zwei Omibusse erforderlich. Es muss ein sehr gelungener Ausflug gewesen sein, denn das Protokoll vermerkt eine „außerordentliche Verzögerung der Rückfahrt, da die muntere Sängerschar die gastfreundliche Stätte nicht verlassen wollte“. So kam man erst weit nach Mitternacht wieder in Hochstetten an.
Das Gartenfest wurde am 6. August auf dem Platz des Turnvereins abgehalten und verlief ohne besondere Höhepunkte. Zwei Wochen danach wurde eine außerordentliche Generalversammlung abgehalten, auf der der Kassier Bericht über das Ergebnis des Sommerfestes erstatten musste. Auf Antrag wurde auf dieser Versammlung beschlossen: die silberne Ehrennadel gibt es nach 25-jährigem aktiven Singen, die Ehrenmitgliedschaft soll nur noch für besondere Verdienste verliehen werden. Außerdem erging der Beschluss, dass für Statutenänderungen künftig eine Zweidrittelmehrheit der Versammlung erforderlich ist.
Im Nachkriegsdeutschland kehrte langsam wieder Selbstbewusstsein ein, denn mehrfach wird zu der Zeit das „Deutsche Liedgut, das seinesgleichen auf der Welt sucht“ erwähnt, das es zu hegen und zu pflegen gilt.
Die Generalversammlung im Januar 1951 brachte in der Vereinsverwaltung keine Veränderungen. Angesprochen wurde das Gausängerfest, das erstmals in Karlsruhe stattfinden sollte.
Am 15. April 1951 fand erstmals ein gemeinsames Konzert von Gesang- und Musikverein im Hirsch statt. Hierzu wurde in der Presse gemeldet, dass beide Vereine auf einer „beachtlichen Stufe in kultureller Hinsicht“ stehen.
Das Maifest begann diesmal mit einem gemeinsamen Weckruf von Gesang- und Musikverein um 6.00 Uhr. Ansonsten der gleiche Ablauf wie im Vorjahr, nur dass die Sänger das Fußballspiel diesmal deutlicher gewannen, nämlich mit 4:1.
Für das dann anstehende Gausängerfest war eine Chorprobe der Sängergruppe Hardt erforderlich, die am 6. Mai in Liedolsheim abgehalten wurde. Das Gausängerfest selbst ging dann am 13. Mai in der Karlsruher Markthalle über die Bühne. Beim Chor der Sängergruppe „Untere Hardt“ beteiligten sich 22 der 50 Aktiven aus Hochstetten. Und wieder einmal war es ein „Ehrentag für das Deutsche Lied“.
Das Gartenfest feierte man in diesem Jahr wieder lieber im Erlich und erzielte dort, trotz schlechten Wetters, ein ausgezeichnetes Ergebnis.
Im weiteren Jahresverlauf finden noch verschiedene Auftritte, der Ausflug in die Pfalz und die Weihnachtsfeier Erwähnung.
Die Zeit von 1952 bis 1968 ist leider nur bruchstückhaft belegt, da das Protokollbuch über diesen Zeitraum nicht mehr auffindbar ist.
Auskunft über die Zusammensetzung der Vereinführung geben die teilweise noch vorhandenen Bestandserhebungen des Badischen Sängerbundes. Daraus geht hervor, dass die 1950 gewählte Verwaltung bis 1952 Bestand hatte. Ab 1952 kamen dann Peter Meister als 2. Vorstand und Otto Groh in dieses Gremium.
1954 begann die Ära Otto Groh als erster Vorsitzender, die 15 Jahre währen sollte. Sein Stellvertreter wurde bis 1960 Wilhelm Jammerthal.
Als Aktivitäten aus dieser Zeit ist nur wenig überliefert. Einige Programme von Weihnachtsfeiern, bei denen immer eine große Theateraufführung im Mittelpunkt stand, die nicht nur bei der Sängerfamilie großen Anklang fand. Schriftliche Nachweise für sängerische Tätigkeit sind nur ganz wenige zu finden. Darunter ein Programm über einen Silcherabend im Gasthaus zum Hirsch am 28. November 1954, das der Männerchor alleine bestritt. Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist der Hinweis: „Während des Konzertes ist das Rauchen zu unterlassen“. Ein weiteres Dokument, ebenfalls aus 1954, ist eine Urkunde über die Teilnahme beim Wertungssingen der Sängergruppe Hardt, anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Concordia Blankenloch.
In diese Zeit fällt auch das 50-jährige Jubiläum des Vereins, das vom 28.-30. Juni 1958 in einem großen Festzelt auf dem Platz des Turnvereins stattfand. Dass dies ein großes Fest war, zeigt schon allein die Vereinbarung mit der Brauerei Sinner. Dort ist aufgeführt, was leihweise zur Verfügung gestellt wurde:
- 1 Zelt 30x12 Meter
- 100 Festplatzgarnituren
- 1000 Bierkrüge
- 200 Henkelgläser
- 1 Festplatzbuffet mit 2 Hahnen
- 2 Schwenkbütten
- 1 Eisschrank
und das alles für eine Leihgebühr von 300.- DM.
Aus der Festschrift geht folgendes Programm hervor:
Samstag Festbankett mit Konzert in der Turnhalle. Mitwirkende waren der Chor der Einigkeit, die Sängervereinigung Liedolsheim, Musikverein Hochstetten, sowie die Solisten Erika Bertsche, Sopran und Adolf Heuser jun., Klarinette. Nach dem Festgottesdienst, unter Mitwirkung des Jubelchores, am Sonntag, folgte um 13.00 Uhr ein Umzug aller teilnehmenden Vereine durch das Dorf, an das sich ein großes Freundschaftssingen anschloss. Die Festansprache hielt an beiden Tagen der Festpräsident (heute Schirmherr), Bürgermeister Karl König.
Für Montag war ein Frühschoppen geplant, ab 13.00 Uhr dann ein Kinderfestzug mit anschließender Kinderbelustigung auf dem Festplatz. Mit einem gemütlichen Beisammensein mit den Ortsvereinen klang das Fest aus.
Für die Vereinschronik bringt die Festschrift leider keine neuen Erkenntnisse. Die Vereinshistorie ist mit eineinhalb Seiten abgehandelt, die Ortsgeschichte Hochstettens dagegen umfasst 8 Seiten, ist aber natürlich auch interessant.
Zu finden sind noch einige Ehrungsanträge für verdiente, langjährige Sänger. Über die Wahl der Vorstandschaft 1960 gibt eine, noch eher als Schmierzettel zu bezeichnende, Notiz Auskunft.
- 1. Vorsitzender Otto Groh
- 2. Vorsitzender und Sängervorstand Heinrich Dürr
- Kassier Walter Günther
- Protokollführer Wilhelm Jammerthal
- Vizedirigent Peter Meister
- Beisitzer: Emil Ratzel, Arthur Groh, Kurt Hofmann, Otto Meinzer, Gerhard Becker, Ernst Zimmermann
Mit Schreiben vom 25.November 1960 an den Badischen Sängerbund wird noch eine Silcherfeier erwähnt. Ein „Schwerverbrechen“ meldet der Vorsitzende, Otto Groh, am 12. Mai 1961 an den Bürgermeister, unter Namensnennung von „bösen Hochstetter Buben“ die in der Walpurgisnacht den Maibaum des Gesangvereins geklaut hatten.
Ein Bild zeigt auch die Aktivität des Vereins bei der Einweihung des Kindergartens Schillerstraße 1964.
In einem Beihilfegesuch an den Sängerkreis Karlsruhe zur Anschaffung eines Klaviers, vom 1. November 1965, ist dokumentiert, dass wegen Schließung des über 50 Jahre benutzten Probenlokales Hirsch ein Umzug in die Rheinperle erforderlich wurde. Das Regierungspräsidium bewilligte im übrigen einen Zuschuss von 300 DM.
Bei der Generalversammlung am 6. Januar 1968 gab es bei den Neuwahlen kaum Veränderungen. Einzig Peter Meister legte seine Ämter als 2. Vorsitzender, Sängervorstand und Vizedirigent nieder. Als Sängervorstand und 2. Vorsitzender ersetzte ihn Klaus Kircher, das Amt des Vizedirigenten übernahm Kurt Kubach.
Da zu jener Zeit die Singstunden dienstags stattfanden, fiel die Probe zwangsläufig auch auf Faschingsdienstag, der als Faschingstreiben oder Kappenabend mit den Ehefrauen gefeiert wurde. Die Kapelle Paul Schneider, die auch an manchen Familienabenden aktiv war, spielte hier zum Tanz auf.
Neben diversen Sängerfesten, die über das Jahr besucht wurden, hatte der Verein auch bei der Hochstettener Feuerwehr einen Auftritt, denn am 22. Juni wurde das neue Feuerwehrhaus eingeweiht.
Eine Abordnung des Vereins nahm auch am Bundesliederfest in Stuttgart teil und marschierte mit der Fahne beim Umzug mit. Nach dem Sommerfest und den sonst noch üblichen Auftritten entschloss man sich, in diesem Jahr das Weihnachtssingen statt auf dem Friedhof in der Kirche abzuhalten. Zum Gottesdienst war die Kirche noch voll besetzt, doch bevor der Männerchor der Einigkeit an die Reihe kam, verließen viele Gottesdienstbesucher die Kirche, was die Sänger sichtlich enttäuschte.
Eine große Ära ging bei der Hauptversammlung 1969 zu Ende. Otto Groh, 15 Jahre rühriger 1. Vorsitzender der Einigkeit, war nach Karlsruhe verzogen und stand somit für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung. Seine Nachfolge trat Klaus Kircher an, 2. Vorsitzender wurde Gerhard Becker, für den Wolfgang Dürr als Beisitzer nachrückte. Erstmals wählte man mit Rainer Ritz auch einen Jugendleiter in die Verwaltung, der aber nach 2 Jahren mangels Jugendlicher wieder überflüssig war. Für seine Verdienste wurde Otto Groh zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Am 16. März nahm der Männerchor, unter der Leitung von Oskar Hannich, an einem Kritiksingen des Sängerkreises in der Karlsruher Stadthalle teil. Der Kritiker bezeichnete die Einigkeit als „sympathisch wirkende Gemeinschaft“ und bewertete die Vorträge mit der Note Gut.
Beim Familienabend am 29. März in der Rheinperle zeichnete der Kreisvorsitzende, Eugen Rögele, die Sänger Wilhelm Dürr für 60, sowie Walter Günther und Otto Groh für 40 Jahre aktives Singen aus.
Eine weitere Ehrung erfuhr Ehrenvorstand Otto Groh am 9. Mai. Beim Liederabend der Sängergruppe Hardt im Kernforschungszentrum erhielt er aus der Hand Robert Honolds, des Präsidenten des badischen Sängerbundes, als Anerkennung für 15-jährige Vorstandstätigkeit die „Silberne-Schubert-Medaille“.
Am 29. Juli feierte Mitglied und Förderer, Bürgermeister Karl König, seinen 65. Geburtstag, bei dem auch der Gesangverein ein Ständchen darbrachte. Die Feier, bei der auch die anderen Ortsvereine beteiligt waren, wurde laut Protokoller zu einem „Sommernachtsfest“.
Auch zur Platzeinweihung des Fußballvereins, am 2. August, entbot der Männerchor seine musikalischen Grüße. Neben vielen weiteren Auftritten veranstaltete der Verein am 8. November einen Unterhaltungsabend in der Halle des Turnvereins. Aber trotz reichhaltigem Programm und Tanzmusik, war der Publikumszuspruch nicht gerade üppig.
Wie zu jener Zeit üblich wurde die Generalversammlung am 6. Januar 1970 abgehalten. Der neue, erst vor einem Jahr gewählte 1. Vorsitzende Klaus Kircher wurde in seinem Amt bestätigt und auch die übrige Verwaltung erfuhr keine Änderungen.
Nach einem Familienabend mit Ehrungen und einigen Auftritten bei befreundeten Vereinen war die Einigkeit vom 11. bis 13. Juli selbst mit ihrem Sommerfest an der Reihe. Erstmals stand für Montag ein Sängerwettstreit der Hochstettener Ortsvereine auf dem Programm. Leider beteiligten sich daran nur zwei Vereine. Es siegte der Fußballverein vor dem Turnverein.
Auf der Jahreshauptversammlung am 6. Januar 1971 wurde neben einer Beitragserhöhung auch der Eintrag ins Vereinregister beschlossen. Warum der Eintrag dann erst zwölf Jahre später erfolgte, ist nicht ersichtlich. Außerdem wurde in beiderseitigem Einvernehmen das Dirigentenverhältnis mit Oskar Hannich gelöst. Nachfolger wurde, nach einer Probesingstunde am 13. Januar, Erich Kutschinski.
Am 24. Januar beschloss man auf einer Verwaltungssitzung die Gründung eines gemischten Chores. Der Männerchor sollte jedoch beibehalten werden. Die erste Probe des Gemischten Chores fand dann am 24. Februar 1971 statt. Nur wenige Wochen später, beim Familienabend am 13. März, war der neue Gemischte Chor bereits in der Lage drei Stücke vorzutragen.
Auf dem Sommerfest beteiligten sich beim Sängerwettstreit, der wegen schlechten Wetters in der Turnhalle stattfand, diesmal schon vier Vereine. Neben den Teilnehmern des Vorjahres hatten auch Feuerwehr und die DRK-Ortsgruppe gemeldet.
Bei den Neuwahlen am 5. Januar 1972 erhielt die Verwaltung folgende Aussehen:
- 1. Vorsitzender Klaus Kircher
- 2. Vorsitzender Rainer Ritz
- Sängervorstand Ernst Zimmermann
- Kassier Walter Günther
- Protokollführer Walter Fürniß
- Notenwart Erwin Reinhardt
Als Beisitzer wurden gewählt: Karin Fürniß, Brigitte Lang, Wilhelm Jammerthal, Gerhard Becker und Emil Ratzel.
Im Vorgriff auf die anstehenden Gemeindereformen beschloss der Gemeinderat, die Kultur- und Sportvereine kräftig finanziell zu unterstützen. So wurden Gesang - und Musikverein jeweils 30.000 DM , sowie Fußball - und Turnverein je 60.000 DM in Aussicht gestellt. Für die beiden Kulturvereine stellte sich schon länger das Problem eines geeigneten Probenraumes, den der Turnverein in seinem Bauvorhaben einplante, sofern ihm die beiden Zuschüsse zur Verfügung gestellt würden.
Auf einer gemeinsamen Vorstandssitzung von Gesang - und Musikverein, am 24. April 1972, beschlossen beide Vereine, den Gemeindezuschuss dem Turnverein zur Errichtung eines Kulturraumes zu überlassen.
Beim Orts – und Firmenturnier des Fußballvereins beteiligte sich 1972 auch erstmals eine Mannschaft des Gesangvereins und wurde auf Anhieb Turniersieger.
Im Laufe des Jahres setzte bei manchen Verantwortlichen der Einigkeit, angetan von einigen Ideologien zur anderen Verwendung des Zuschusses, ein Umdenken ein. Die Denkrichtung war eigentlich gar nicht so ganz falsch, aber zu jener Zeit utopisch und nicht realisierbar. Was dann folgte machte dem Namen Einigkeit wahrlich keine Ehre. Der gemeinsam mit dem Musikverein gefasste Beschluss wurde über den Haufen geworfen und sollte neu überdacht werden. Da man sich einfach über einen einmal gefassten Beschluss wegsetzte, legte der 2. Vorsitzende Rainer Ritz sein Amt nieder. Auf der anschließend einberufenen, außerordentlichen Hauptversammlung wurde dieses Thema ausgiebig und vor allem kontrovers diskutiert. Als dann kein brauchbares Ergebnis herauskam, legte auch Klaus Kircher sein Amt nieder. Zu kommissarischen Vorständen wurden Peter Kopf als erster und Hans Fürniß als zweiter Vorsitzender gewählt. Es wurde beschlossen für Herbst eine weitere Hauptversammlung anzuberaumen, bei der nochmals abgestimmt und auch ein neuer ordentlicher Vorstand zu wählen sei.
Aufgrund der Tatsache, dass der Turnverein nicht mehr mit dem Gesangvereinszuschuss rechnen konnte, kündigte der TVH dem Gesangverein die Benutzung der Turnhalle als Probenraum. Als Ausweichquartier stellte die Gemeinde der Einigkeit das Feuerwehrhaus zur Verfügung.
Mit großer Spannung wurde dann die außerordentliche Mitgliederversammlung am 7. Oktober erwartet. Nach diversen Vorschlägen einigte man sich schließlich auf Peter Kopf als 1. Vorsitzenden. Sein Stellvertreter wurde Lothar Erndwein. Für Karin Fürniß, die ihr Amt nicht mehr ausüben wollte, wurde Helmut Meinzer als Beisitzer gewählt. Danach wurde nochmals über die Verwendung des Zuschusses diskutiert und schließlich, wenn auch nicht einstimmig, beschlossen, den Betrag nun doch dem Turnverein zur Verfügung zu stellen. Daraufhin erlaubte der Turnverein wieder, seine Halle als Probenlokal zu benutzen.
Das hätte man alles einfacher haben können, wäre nicht der Beschluss gemeinsam mit dem Musikverein umgeworfen worden, um dann am Ende doch wieder am Anfang zu stehen.
Am 3. Dezember wurde Waldemar Schütz als Nachfolger des scheidenden Karl König zum Bürgermeister gewählt. Auf der Wahlparty in der Turnhalle konnten die Bürger dann feststellen, dass trotz der unglückseligen Vorkommnisse der Gesangverein Einigkeit immer noch besteht.
Die folgenden Jahre verliefen dann wieder ruhiger bei der Einigkeit. Im Frühjahr 1973 wurde eine Werbeaktion gestartet, dem zahlenmäßig immer schwächer werdenden Männerchor nochmals Leben einzuhauchen, allerdings vergebens. Fortan gab es bei der Einigkeit Hochstetten nur noch den Gemischten Chor.
Beim Sommerfest fand auch wieder der Sängerwettstreit der Ortsvereine statt, der sich so langsam zur Festattraktion entwickelte. Auch über das Ortsturnier des Fußballvereins gibt es Gutes zu berichten, denn die Sänger verteidigten ihren im Vorjahr errungenen Titel als beste Laienkicker. Die übrigen Auftritte des Jahres kann man als traditionell bezeichnen.
Die Generalversammlung am 6. Januar 1974 ließ bei den Neuwahlen Beständigkeit erkennen. Einzig der langjährige Kassier, Walter Günter, gab altershalber sein Amt auf und wurde durch Hans Arnold ersetzt. Am 25. Februar 1974 verstarb das langjährige aktive Ehrenmitglied Otto Husser, ein großer Förderer des Hochstettener Gesangvereins, im Alter von nur 67 Jahren. Otto Husser und auch schon sein Vater Gotthold verstanden es immer wieder, Mitarbeiter ihrer Firma für den Chorgesang bei der Einigkeit zu motivieren.
Endlich, endlich, endlich: der Gaststättenneubau und auch der Kulturraum des Turnvereins sind fertig und wurden eingeweiht. Die erste Probe in der neuen Lokalität fand dann am 27. März 1974 statt. Der Gesangverein hatte nun wieder (gemäß Vertrag zumindest für 25 Jahre) ein geeignetes Probenlokal, das allen Ansprüchen genügte.
Für das übrige Jahr hat das Protokoll nichts Außergewöhnliches zu berichten. Neben der Teilnahme beim Umzug zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Hochstetten, verlief es mit den üblichen Aktivitäten.
Auf der Jahreshauptversammlung 1975 gab die Verwaltung bekannt, nach vielen Jahren endlich mal wieder ein Konzert zu veranstalten, und zwar als Frühlingskonzert am 12. April. Ebenfalls hatte man entschieden am ersten Juni am Wertungssingen in Rheinsheim teilzunehmen. Von dem Wertungssingen zeugt noch eine Urkunde, über das Konzert schweigt sich das Protokoll aber aus.
Erwähnenswert ist noch die Wahl am 9. März 1975 von Waldemar Schütz (u.a. auch Mitglied der Einigkeit) zum ersten Bürgermeister der neuen Gemeine Linkenheim-Hochstetten, wozu auch der Gesangverein musikalisch gratulierte.
Die Generalversammlung 1976 brachte nur geringfügige Änderungen. Brigitte Lang ersetzte Lothar Erndwein als 2. Vorstand und übernahm auch in Personalunion die Protokollführung von Walter Fürniß. Durch Chorleiter Erich Kutschinski kamen zu den jährlichen Standardbesuchen mit Grötzingen, Oberweier und den Straßenbahnern Karlsruhe neue Kontakte hinzu, die in Rückverpflichtung selbstverständlich auch das Sommerfest in Hochstetten besuchten.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch der diesjährige Ausflug, bei dem u.a. die Falknerei Hohenbeilstein besucht wurde.
Das Jahr 1977 wurde wieder etwas turbulenter. Nicht nur dass die 1200-Jahr-Feier des Ortsteiles Linkenheim bevorstand, auch sprachen sich einige Verwaltungsmitglieder für einen Dirigentenwechsel aus. Bis Mitte des Jahres verliefen die Auftritte noch im üblichen Rahmen ab. Am 29. Juni jedoch wurde auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung mit knapper Mehrheit beschlossen, Chorleiter Kutschinski fristlos zu kündigen. Das zog natürlich einige Unannehmlichkeiten nach sich, da man noch keinen Nachfolger hatte. Für die Übergangszeit wurde Manfred Metzger aus Graben verpflichtet, der seine Vergütung je Auftritt erhielt. Das ganze Hickhack um den Dirigentenwechsel hatte zur Folge, dass Peter Kopf sein Amt als 1. Vorsitzender niederlegte. Auch einige junge Sängerinnen und Sänger waren mit dem Rausschmiss Kutschinskis nicht einverstanden und verließen den Chor. Sängervorstand Gerhard Dürr übernahm den Vorsitz kommissarisch bis zur nächsten Hauptversammlung.
Am 21. August 1977 ging dann der große Festumzug zur 1200-Jahr-Feier von Linkenheim über die Bühne. Die teilnehmenden Vereine erhielten für den Umzug ortsgeschichtliche Vorgaben, so hatte der Gesangverein die Kirche Hochstettens darzustellen. Unter der Leitung von Gerhard Dürr, Helmut Meinzer und Lothar Erndwein bauten einige Sänger eine ganz tolle Nachbildung der Hochstettener Kirche, die dann auf dem Umzug durch die Straßen Linkenheims gezogen wurde.
Über die Sommerpause wurde dann auch ein neuer Dirigent gefunden und verpflichtet. Eine Woche nach dem großen Ortsjubiläum trat die Einigkeit erstmals mit Theo Oswald als neuem Chorleiter bei der Eintracht in Graben auf.
Bei der Neuwahl auf der Hauptversammlung am 6. Januar 1978 erhielt die Verwaltung folgendes Gesicht:
- 1. Vorsitzender Gerhard Dürr
- 2. Vorsitzender Lothar Erndwein
- Kassier Hans Arnold
- Schriftführerin Brigitte Lang
- Notenwart Erwin Reinhardt
Zu Beisitzern wurden gewählt: Monika Lauinger, Ernst Zimmermann, Helmut Meinzer, Heinrich Krebs, Ruprecht und Werner Seith
Neue Vereinsführung, neuer Dirigent, damit ließ sich die Zukunft des Vereins wieder etwas optimistischer angehen. Das Jahresprogramm wurde dadurch routiniert gemeistert. Am 11. November stand noch ein Ehrenabend auf dem Programm, bei dem 14 verdiente Sänger für 10- bis 50 – jährige Aktivität ausgezeichnet wurden.
Abschied nehmen musste der Verein in diesem Jahr neben einigen verdienten Ehrenmitgliedern auch von seinem Mitglied und großen Förderer, Altbürgermeister Karl König, der im Mai verstarb.
Das Jahr 1979 begann auch mit einem ganz traurigen Anlass. Kurz nach der Generalversammlung verstarb der aktive Sänger und Hauptkassier Hans Arnold. Dankenswerterweise übernahm seine Ehefrau Gerda dieses Amt in Vertretung bis zur nächsten Wahl.
Bei den Neuwahlen 1980 wurde Gerda Arnold erwartungsgemäß in das Amt des Hauptkassiers gewählt. Als Notenwart beerbte Klaus Reinhardt seinen Vater Erwin, ansonsten gab es keine Veränderungen.
Erwähnenswert im Jahresprogramm ist die Teilnahme beim Sängerfest in Linkenheim. Nach Jahren der Funkstille machte sich Gerhard Dürr auf, den warum auch immer, verlorenen Kontakt zum Sängerbund Linkenheim wieder herzustellen. Seither besuchen sich beide Vereine wieder regelmäßig bei ihren Veranstaltungen.
Das eigene Sommerfest musste 1980 aufgrund der schlechten Witterung in der Turnhalle stattfinden. Nach vier Jahren Sonntagstermin rückte das Wettsingen der Ortsvereine wieder auf den Montagabend und wurde auch in der Turnhalle ein Riesenerfolg. Seither hat dieses Event seinen Stammplatz und ist einer der Höhepunkte im Linkenheim-Hochstettener Festterminkalender.
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch ein Schlachtfest ausgerichtet, das bedingt durch seinen Erfolg, etliche Wiederauflagen erlebte.
Den Achtziger Jahren drückte Vorsitzender Gerhard Dürr seinen Stempel auf. Angefangen von Wanderungen, teilweise sogar zweimal im Jahr, und dem geplanten Ausbau des Provisoriums „Festhütte“ in ein Vereinsheim, verordnete er sich und seinem Verein viel Bewegung.
Allerdings gab es im Vorfeld zu diesem Bau viel zu klären, da die Festhütte Musik - und Gesangverein zu gleichen Teilen gehörte, aber vom Musikverein schon etliche Jahre nicht mehr genutzt wurde. (Siehe Sonderbericht: Entstehung Sängerheim)
Der Gesangverein Einigkeit hatte auch 1981 ein reichhaltiges Programm zu bewältigen. Zu allem Überfluss kam ihm auch noch der Dirigent abhanden. Chorleiter Theo Oswald, im Hauptberuf Lehrer, wurde überraschend nach Nürnberg versetzt, so stand die Einigkeit nach den Sommerferien ohne musikalischen Leiter da.
Da sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger als schwierig herausstellte, kam man überein, die restlichen Sommerfestauftritte mit Vizechorleiterin Brigitte Lang über die Bühne zu bringen.
Im Spätjahr gelang dann Gerhard Dürr der große Wurf. Er engagierte mit Hans Vogt den Chorleiter, den Hochstetten gebraucht hat. Ein Glücksfall für die Einigkeit, wie auch von vielen Außenstehenden bestätigt wird. Im Jubiläumsjahr hat er bereits 27 Dienstjahre auf dem Buckel.
Die Neuwahlen 1982 brachten kaum Veränderungen, da neben dem Bau 1983 das
75- jährige Jubiläum anstand, wollte man mit einer bewährten Verwaltung an die Großereignisse herangehen. Zusätzlich zu den nicht wenigen üblichen Auftritten kamen jetzt noch Aktionen zur Finanzierung des Neubaus, wie z.B. ein Bazar mit Handarbeiten der Sängerinnen. Zur Geldbeschaffung braucht´s halt nur die richtigen Ideen.
Auch beim eigenen Sängerfest gab es eine Neuerung. Um das Witterungsrisiko zu mindern, hatte man zum erstenmal das Festzelt des Angelsportvereins Hochstetten angemietet, was sich gleich beim ersten Versuch rechnete. Vorbei war nun die Zeit der, zwar oft urigen, aber auch sehr wetterabhängigen Unterstände und sonstigen Provisorien.
Analog zu den Ortsturnieren der Sportvereine veranstaltete der Anglerverein Hochstetten ein Wettangeln, an dem sich auch die Einigkeit beteiligte. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Außer „Wurm gebadet“ konnte kein Fang vermeldet werden. Aber im Vordergrund stand ja auch die Gaudi und der olympische Gedanke. Beim Handballturnier zeugte der 3. Platz von einem erfolgreicheren Auftritt.
Mit der Bildung eines Festausschusses reagierte man frühzeitig auf das 75-jährige Jubiläum. Insgesamt 19 Sängerinnen und Sänger brachten sich in diesen Ausschuss ein.
Aber nicht nur das große Fest stand an, nein, auch der Vereinsheimbau wurde vorangetrieben. Mit dem Musikverein schloss man einen Vertrag, der beinhaltet, dass dieser seine Miteigentümerrechte an den Gesangverein abtritt und im Gegenzug für sieben Jahre ein kostenloses Nutzungsrecht für zwei Veranstaltungen pro Jahr erhält. Somit ist seit 1982 der Gesangverein Einigkeit alleiniger Inhaber dieser Immobilie.
Das Jahr 1983 stand ganz im Zeichen der 75-Jahr-Feier. Da man ja darauf aus war, an diesem Fest möglichst viele Gäste zu begrüßen, musste man auch schon im Vorfeld vielen Verpflichtungen nachkommen, was die Anzahl der Auftritte natürlich erheblich steigerte. Der Sängerheimbau sollte aber auch nicht zu kurz kommen.
Am 3. Mai 1983 wurde dann die längst überfällige Eintragung ins Vereinsregister vollzogen.
Das große Jubiläumsfest fand dann vom 9. bis 11. Juli auf dem Gelände des Turnvereins statt. Vor der Stirnseite der Turnhalle wurde ein riesiges Festzelt aufgebaut, sodass mit Zelt und Halle genügend Platz für die Auftritte von 28 Gastvereinen war. Als Schirmherr fungierte der frisch im Amt bestätigte
Bürgermeister Waldemar Schütz.
Den Auftakt am Samstag bildete ein Festbankett. Am Sonntag folgte dann vormittags ein Konzert- und nachmittags ein Freundschaftssingen. Für den Abend hatten sich die Verantwortlichen was ganz Besonderes einfallen lassen. Ab 20.00 Uhr stand ein Heimatabend auf dem Programm, den die Bayern- und Trachtenvereinigung „Weißblau Almfrieden“ aus Karlsruhe durchführte. Den Festabschluss am Montag bildete der schon traditionelle Sängerwettstreit, an dem fünf Vereine und Gruppen mitwirkten.
Alles in allem muss man festhalten, dass es für den relativ kleinen Gesangverein eine enorme Leistung darstellte, so ein riesiges Fest mit vorzüglicher Organisation auszurichten. Viel Zeit zum Ausruhen blieb jedoch nicht. Für 1984 war das erste „Hochstetter Straßenfest“ angekündigt und die Planungen hierzu liefen bereits an.
Der letzte größere Arbeitseinsatz war, im Oktober des ereignisreichen Jahres, das Schlachtfest im nahezu fertiggestellten Sängerheim.
Bei der Jahreshauptversammlung 1984 gab es dann einige Veränderungen. Ernst Seitz wurde stellvertretender Vorsitzender und Klaus Reinhardt rückte auf den Posten des Schriftführers. In den Kreis der Beisitzer rückte Harald Dürr.
Die Schlachtfeste müssen zu jener Zeit ein gutes Geschäft gewesen sein, denn zur Einweihung des „Sängerheims Erlich“ ,vom 17. bis 19. Februar, wurde wieder ein Schlachtfest durchgeführt. Die Festredner betonten unisono die große Leistung der Einigkeit, die ihren Erweiterungsbau fast ausschließlich in Eigenarbeit erstellt hatte. Um weitere Finanzquellen zu erschließen, wurde beschlossen, im Sängerheim einen sonntäglichen Frühschoppen einzurichten, der sich, dank einiger Idealisten, bis heute gehalten hat.
Dass man mit Gesang auch einem guten Zweck dienen kann, zeigte die Einigkeit am 15. April mit einem Auftritt im Alten- und Pflegeheim. Bei dieser Gelegenheit wurden die Bewohner auch noch mit Kaffee und Kuchen verköstigt.
Auch in diesem Jahr hatte der Gesangverein gut zu tun, denn neben den vielen Rückverpflichtungen mussten auch noch das eigene Sängerfest, das erste Hochstetter Straßenfest und im November ein Konzert bewältigt werden, wobei vor allem das Straßenfest sehr arbeitsintensiv war, da man ja mit solch einer Veranstaltung noch keinerlei Erfahrung hatte.
Mit Schreiben vom 15. 10. 1984 stellte der Verein bei der Gemeinde den Antrag auf Schenkung des Vereingeländes. Das Antwortschreiben besagt nur, dass der Gemeinderat hierzu grundsätzliche Überlegungen anstellt und nach Abschluss dieser Überlegungen unaufgefordert auf den Verein zukommt. Diese „Überlegungen“ dauern offenbar bis heute an, denn noch immer steht das Sängerheim auf Gemeindegrund, obgleich schon die meisten Vereine in Linkenheim-Hochstetten ihren eigenen Grund und Boden haben.
Nach etlichen Jahren stand endlich wieder ein Konzert auf dem Programm, das erstmals im Rahmen des Kulturkalenders in der Turnhalle aufgeführt wurde. Unter Leitung von Hans Vogt, dessen weiterer Chor Edelweiß Neureut einen Gastauftritt hatte, bot die Einigkeit vor ausverkauftem Haus eine beeindruckende Leistung. Die Zuhörer konnten sich überzeugen, dass neben der vielen Arbeit, der eigentliche Zweck des Gesangvereins, die Musik, nicht zu kurz gekommen war.
Mit dem mittlerweile fertiggestellten Sängerheim hatte man nun auch eine würdige Lokalität für die vereinseigene Weihnachtsfeier.
Das erste Hochstetter Straßenfest muss ein gutes Geschäft gewesen sein, denn da die Linkenheimer Vereine 1985 auf ein solches Ereignis verzichteten, setzte man in Hochstetten gleich wieder einen Termin hierfür fest, was natürlich für den Gesangverein neben Schlacht- und Sängerfest wieder jede Menge Arbeit bedeutete.
Die Rückverpflichtungen aus dem Jubiläumsjahr waren großteils erledigt, sodass sich die Anzahl der Auftritte in Grenzen hielt. Als Höhepunkt kann man die Präsentation beim Bruderverein in Linkenheim zu dessen 90-jährigem Bestehen bezeichnen.
Die Jahreshauptversammlung 1986 brachte einige neue Gesichter in die Verwaltung. Für Ernst Seitz, der nicht mehr kandidierte, wurde Harald Dürr zum 2. Vorsitzenden gewählt. Auch bei den Beisitzern gab es ein großes Stühlerücken. Vier Mitglieder schieden aus und mussten ersetzt werden.
Als Großereignisse waren wieder Schlacht- und Straßenfest angesagt. Nach langer Diskussion verzichtete man 1986 auf ein eigenes Sommerfest, dafür sollte das Schlachtfest etwas größer ausfallen.
Seit Hans Vogt den Taktstock bei der Einigkeit übernommen hatte, wurde wieder größerer Wert auf eigene, rein musikalische Veranstaltungen gelegt. So bot man am 26. Januar eine vielbeachtete und hochgelobte „Geistliche Abendmusik“ in der vollbesetzten Kirche in Hochstetten.
Neben vielen anderen Auftritten beglückte man wieder die Altenheimbewohner in gewohnter Weise und auch beim 50-jährigen Jubiläum der Harmonikafreunde wirkte die Einigkeit am Ehrenabend mit.
Das „Quellenhäusle“, ein markanter und bekannter Punkt in Hochstetten, unmittelbar vor dem frisch herausgeputzten Sängerheim gelegen, bot einen erbärmlichen Anblick. Dessen nahm sich Vorsitzender Gerhard Dürr an und restaurierte, oder besser erbaute neu, den „Abholplatz des Klapperstorches“ nahezu im Alleingang. (siehe hierzu Sonderbericht „Quellenhäusle“ von Fritz Wagner)
Im Jahr 1987 klinkten sich auch die Linkenheimer Vereine in den Reigen der Straßenfeste ein, sodass ab diesem Zeitpunkt Hochstetten nur noch alle zwei Jahre an der Reihe war, was auch für den Gesangverein eine Entlastung darstellte. Außerdem hatte man beschlossen, den noch offenen Trakt des Sängerheims zu ummauern, dass man einerseits einen Holzlagerplatz hatte und zum anderen bei Festen einfach alles einschließen konnte und dadurch keine Nachtwachen mehr benötigte.
Nach einem sehr gelungenen Liederabend beteiligte sich der Verein aktiv an der Sendung „Nahaufnahme“ des Süddeutschen Rundfunks über die Gemeinde Linkenheim-Hochstetten.
Viele Auftritte und Aktivitäten folgten, darunter auch das eigene „Quellenhäuslefest“ zu dessen Einweihung.
Im Jahr 1988 wurde der Gesangverein 80 Jahre alt. Grund genug es einmal anders zu beginnen. Am 6. Januar stand nicht die Mitgliederversammlung, sondern die Besichtigung der Brauerei Silbernagel in Bellheim im Terminkalender. Die Sänger wollen schließlich wissen, wie das Bier gebraut wird, das im Sängerheim ausgeschenkt wird.
Bei der Hauptversammlung gab es im Bereich der Beisitzer einige Veränderungen, die Führungsmannschaft blieb jedoch zusammen. Im Hinblick auf das 80-jährige Bestehen war man in den Vorjahren etwas sparsam mit den Ehrungen, dadurch standen diesmal jede Menge Ehrungen an. Sage und schreibe 49 Personen wurden bei dieser Versammlung für fünf bis dreißig Jahre Zugehörigkeit oder Aktivität geehrt, wobei beim Sängerfest und beim Konzert noch etliche folgen sollten.
Mit einem Festgottesdienst wurde am 20. Februar der Gründung vor 80 Jahren gedacht.
Arbeitsintensive Ereignisse standen mit Sänger- und Straßenfest wieder an. Den Jahresabschluss bildete das Jubiläumskonzert am 19. November in der Turnhalle, das wieder ein voller Erfolg wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde dem aktiven Sänger Walter Günther eine seltene Ehrung zuteil, er wurde für 60 Jahre aktives Singen mit der goldenen Ehrennadel des deutschen Sängerbundes ausgezeichnet.
Das Jahr 1989 verlief ohne große Höhepunkte, allerdings ist aus den Protokollen zu entnehmen, dass für das nächste Jahr ein großer Umbruch bevorstand.
Bei der Jahreshauptversammlung trat dann ein, was sich bereits abgezeichnet hatte, die Ära Gerhard Dürr ging zu Ende. Auch die langjährige Finanzchefin Gerda Arnold gab ihr Amt auf. Die Nachfolge war jedoch gut vorbereitet und so hatte die Versammlung keine Schwierigkeiten die Vereinsverwaltung neu zu wählen, die dann folgendes Aussehen hatte:
1. Vorsitzender Harald Dürr
2. Vorsitzender Horst Steiner
Sängervorstand Ernst Seitz
Hauptkassier Klaus Reinhardt
Schriftführung Verena Dietrich
Notenwart Hans Wieneke
Beisitzer wurden: Reinhilde Fürniß, Karin Fürniß, Greta Wieneke, Rolf Dörflinger, Michael Martin jun.
In seiner über 12-jährigen Amtszeit hatte Gerhard Dürr dem Gesangverein wieder Stabilität verliehen. Mit etlichen Neuerungen brachte er viel Schwung in den Verein und nicht zuletzt das Quellenhäusle und natürlich das Sängerheim gehen auf seine Initiative und persönliche Tatkraft zurück. Solch große Leistungen durften selbstverständlich nicht „ungeahndet“ bleiben. Auf einem Ehrenabend am 3. März 1990 wurde Gerhard Dürr zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Nach einigen Jahren stellte sich der Chor auch mal wieder dem Wertungsrichter. Am 29.April bot man beim Kritiksingen der Sängergruppe Hardt in Graben gegenüber den meist größeren Kontrahenten eine beachtliche Leistung und belegte eindeutig den qualitativen Aufwärtstrend unter Hans Vogt.
Mit Sommerfest, Straßenfest und jede Menge Gastauftritte, darunter bei der Überreichung der Europafahne an die Gemeinde Linkenheim-Hochstetten, hatte die Einigkeit auch 1990 wieder einen vollen Terminkalender.
Das Jahresprogramm 1991 wurde noch angereichert durch einige Gratulationen. So konnte man am 17. Februar dem neuen Bürgermeister, Günther Johs, musikalisch zum Wahlsieg gratulieren. Der Fußballverein Hochstetten feierte am 3. Mai sein 75-jähriges Jubiläum. Auch diesen Festakt umrahmte die Einigkeit mit einem Melodienstrauß. Nach den üblichen Sommerauftritten traute man sich mit einem Konzert am 10. November zum erstenmal in das neue Bürgerhaus. Unter dem Motto „Die Welt ist voll Musik“ wurde das 10-jährige Dienstjubiläum von Musikdirektor Hans Vogt sowie das 20-jährige Bestehen des Gemischten Chores würdig gefeiert. Die Presse berichtet von begeisterten Zuhörern.
Bei der Jahreshauptversammlung 1992 rückte Hans Wieneke auf den Posten des 2. Vorsitzenden und wurde als Notenwart von Hans Schulz beerbt. Außergewöhnliches gibt es aus diesem Jahr sonst nicht zu berichten.
Auf Initiative von Chorleiter Hans Vogt beteiligte sch die Einigkeit 1993 an zwei Volksliederwertungssingen. Am 6.Juni anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Gesangvereins Rußheim und am 20. Juni zum 100-jährigen Jubiläum von Edelweiß Neureut. Die Wertungssingen waren von großem Erfolg gekrönt, denn beide Male konnte man in seiner Kategorie den 1. Preis und somit einen Pokal gewinnen. Ein schöner Erfolg im Jahr des 85-jährigen Bestehens. Unter diesem Motto stand auch das diesjährige Sängerfest, bei dem aus diesem Anlass ein Ehrenabend abgehalten wurde.
Bei den Neuwahlen auf der Hauptversammlung 1994 wurde Günther Schrodt neuer Sängervorstand. Auch wurden drei neue Beisitzer in die Verwaltung gewählt.
Ganz im Zeichen des 25-jährigen Chorleiterjubiläums von Dirigent Hans Vogt stand das Frühlingskonzert des Gesangvereins am 24. April im Bürgerhaus. Hans Vogt wurde hierfür vom Deutschen Sängerbund geehrt. Bei diesem Anlass konnte auch eine weitere große Ehrung durchgeführt werden. Ehrenvorstand Gerhard Dürr erhielt für seine Verdienste aus den Händen von Bürgermeister Günther Johs die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg.
Um das eigene Sängerfest etwas attraktiver zu gestalten, versuchte man Neues. Hatten in den vergangenen Jahren „die Erlenwaldsingers“, einige Aktive aus dem Chor versucht frischen Schwung in den Sonntagabend zu bringen, ging der Verein 1994 einen neuen Weg. Mit Sängerinnen und Sängern aus Hochstetten und Neuthard studierte Hans Vogt ein Medley aus der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ ein. Das Ganze wurde ein toller Erfolg und wies damals schon den Weg Richtung moderne Chormusik.
Nach gerade mal zehn Jahren nach Errichtung des Sängerheimes zeigte sich, dass der Raum zu klein war, wollte man die vereinseigenen Feiern, wie Weihnachten, Silvester, Fasching und andere, nicht nur den Aktiven vorbehalten. So ging Vorsitzender Harald Dürr schon länger mit der Idee eines Erweiterungsbaus schwanger. Nach Besprechungen in der Verwaltung wurde das Projekt in der Mitgliederversammlung 1995 zur Diskussion und Abstimmung vorgestellt. Bei nur drei Enthaltungen sprach sich die überwältigende Mehrheit für diese Baumaßnahme aus.
Nur eine Woche nach dem eigenen Sängerfest stand das 100-jährige Jubiläum unseres Brudervereins, Sängerbund Linkenheim, an. Für die Einigkeit natürlich eine besondere Herausforderung, bei diesem Anlass am Volksliederwertungssingen teilzunehmen. Mit dem 1. Platz und einem Goldpokal gelang dies eindrucksvoll.
Ein weiterer Höhepunkt 1995 war der Zweitagesausflug in den Thüringer Wald. Nachdem Deutschland wiedervereint war, wollte man auch mal eines der neuen Bundesländer sehen. Mit Notenwart Hans Schulz, selbst ein Thüringer, hatte man den richtigen Organisator in den eigenen Reihen. Eisenach, Wartburg und Sonneberg hinterließen bleibende Eindrücke.
Kontinuität war bei der Einigkeit angesagt. Bei der Mitgliederversammlung 1996 gab es keine gravierenden Veränderungen. Das Frühlingskonzert am 31. März im Bürgerhaus stand unter dem Motto „25 Jahre Gemischter Chor“ bei der Einigkeit. Als Schmankerl war hierzu das Männerquartett des Chorleiterkammerchores Bergstraße geladen.
Am 27. April gratulierte der Gesangverein der Handballabteilung des TV Hochstetten musikalisch zu deren 75-jährigen Bestehen. Sängerfest, Straßenfest, Fortschritt des Erweiterungsbaus: das ganze Jahr über konnte sich niemand über mangelnde Arbeit beklagen.
Im Jahr 1997 beteiligte sich der Chor wieder einmal an einem Wertungssingen, das der Liederkranz Friedrichstal anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums veranstaltete. Als Klassensieger wurde auch hier ein Pokal ersungen. Nach dem üblichen Sommerprogramm traf man sich am 11. Oktober nochmals in Friedrichstal . Unter dem Motto „Europa im Lied“ feierte die Sängergruppe Hardt ihr 70-jähriges Bestehen.
Auch 1998 blieb die bewährte Führungsmannschaft fast komplett in Amt und Würden, sodass das 90-jährige Bestehen in Ruhe angegangen werden konnte. Nach diversen Auftritten, darunter einem Wertungssingen beim Sängerbund Blankenloch, das wieder einmal einen 1. Platz einbrachte, folgte das eigene Sängerfest vom 26. bis 29. Juni, das gleich mehrere Höhepunkte hatte. Zum einen wurde die Einweihung des Sängerheimes nach dem Erweiterungsbau gebührend mit einem Ehrenabend gefeiert. Mit einem Festgottesdienst am Sonntag im Zelt wurde der Vereinsgründung vor 90 Jahren gedacht. Und schließlich mit der Gründung eines Rock- und Popchores, der ein Jahr später den Namen In´takt erhielt, wollte die Einigkeit mit moderner Chormusik zu diesem Anlass was Besonderes bieten. Ein begeistertes Publikum war der Lohn für den gewagten Schritt in eine neue, zukunftsträchtige Richtung und ist seit dieser Zeit ein fester Bestandteil des Vereins.
„Die Welt ist voll Musik“ lautete der Titel des Jubiläumskonzertes am 8. November im Bürgerhaus. Dabei konnten die Zuhörer feststellen, dass auch ein 90-Jähriger noch ganz schön jung sein kann.
Mit einem geräumigen Sängerheim, sowie mit der Chorgruppe In´takt für die Stilrichtung moderne Chormusik war die Einigkeit gut aufgestellt für das anbrechende neue Jahrtausend.
Bewährtes darf auch etwas länger dauern. Unter diesem Aspekt verliefen die Neuwahlen im Jahr 2000 eher unspektakulär. Nur Ursula Halter ersetzte Verena Dietrich als Schriftführerin, die restlichen Verwaltungsmitglieder standen weiter zur Verfügung. Bei dieser Versammlung wurde auch die Satzung auf den neuesten Stand gebracht und auch die Ehrenordnung aktualisiert.
Mit einem Benefizkonzert zugunsten der neuen Orgel für die katholische Kirche Maria Königin in Linkenheim startete der Gesangverein in die Auftritte 2000. Organisiert wurde diese Veranstaltung vom Orgelbauverein. In der vollbesetzten Kirche zeigten die beiden Chöre der Einigkeit, dass auch geistliche Musik für den Gesangverein kein Fremdwort ist.
Nach Auftritten beim eigenen Sängerfest präsentierte In´takt im Rahmen des Herbstkonzertes „Lieder deutscher Landschaften – Folklore der Welt“ erstmals im Bürgerhaus. Die Presse meldete: „Mit Sing und Swing brachte sich auch die Einigkeit-Chorgruppe In´takt ins konzertante Geschehen ein und begeisterte das Publikum“.
Die Aktivitäten im Jahr 2001 begannen nach einigen Jahren Pause wieder mit einem Schlachtfest, das eine sehr gute Resonanz fand.
Nach der Devise, was den Katholiken recht ist, kann den Protestanten nur billig sein, bestritt die Einigkeit am 24. April ein Benefizkonzert des Gemeindesaalumbaus in der evangelischen Kirche in Hochstetten. Mit Pfarrerin Bettina Roller als Moderatorin boten beide Chöre geistliche Musik vom Feinsten.
Das Sängerfest 2001 erfuhr für den Sonntagabend eine Neuerung. Hatte in den vergangenen Jahren die Gruppe In´takt das Programm alleine bestritten, lud man diesmal Gäste ein. Unter dem Motto „Abend der modernen Chöre“ zeigten neben dem Gastgeber Coro Minuetto aus Linkenheim, Ensemble 2000 aus Friedrichstal, der Chor Chorrekt vom Humboldtgymnasium und der Rhythmuschor vom Liederkranz Spöck ihr Können in einem vollbesetzten Festzelt. Dieser „Abend der modernen Chöre“ wurde mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Sängerfestes. Auch der Montagabend mit dem Sängerwettstreit der Ortsvereine wurde mit einem zusätzlichen Programmpunkt etwas aufgepeppt, in diesem Jahr durch Vorführungen der Jugendtanzgruppe des Tanzvereins Rot-Gold Karlsruhe.
In die üblichen Sommerauftritte wurde inzwischen auch In´takt eingebunden, was die Beanspruchung etlicher Sänger und Sängerinnen merklich erhöhte.
Dreißig Jahre Gemischter Chor, zwanzig Jahre Chorleiter Hans Vogt, diese Anlässe mussten mit einem Konzert gewürdigt werden. Unter dem Motto „ Wir brauchen keine Millionen – wir machen Musik“ zeigten die beiden Chöre der Einigkeit am 22. September im Bürgerhaus ihr Können. Als Konzertabschluss hatte Dirigent Hans Vogt mit dem Titelsong „ich brauche keine Millionen...“ und „Neigen sich die Stunden“ zwei Lieder im Programm, die beide Chöre gemeinsam bestritten.
Die Hauptversammlung 2002 brachte nur geringfügige Änderungen. Thorsten Wieneke beerbte Günther Schrodt als Sängervertreter und Brigitte Lang wurde Notenwartin. 2002 war dann eher ein Jahr zum Durchatmen. Besonders zu erwähnen ist die Verabschiedung von Pfarrerin Bettina Roller, an der sich beide Chöre beteiligten. Eine Selbstverständlichkeit für den Gesangverein, da Frau Rollers Gatte selbst einige Zeit aktiver Sänger bei der Einigkeit war. Ansonsten warf schon das Großereignis 900 Jahre Hochstetten seine Schatten voraus.
Den Auftakt zu diesen Feierlichkeiten bildete ein Festakt am 29. März im Bürgerhaus, das beide Chöre musikalisch umrahmten. Am 4. Mai dann das große Konzert zu Hochstettens Jubiläumsjahr. Dirigent Hans Vogt hatte sich Außergewöhnliches einfallen lassen, ein festliches Opern- und Musicalkonzert, das ohne musikalische Unterstützung natürlich nicht möglich ist. Der Gemischte Chor wurde bei seinen Opernmelodien begleitet vom Bruchsaler Kammerorchester mit den Bläsern des Verbandsjugendorchesters. Die Musicalvorträge von In´takt wurden von einer Combo aus Klavier, Gitarre, Bass und Schlagwerk begleitet. Das Finale, der Gefangenenchor aus der Oper Nabucco, bestritten dann alle gemeinsam. „Standing ovations“ waren der Lohn für die vielen Mühen mit der schwierigen, oftmals ungewohnten Musik. „Der absolute Konzerthöhepunkt in der Geschichte der Einigkeit Hochstetten“ war man sich einig.
Nur wenige Wochen später stand schon das nächste Highlight an. Vom 12. bis 14. Juli fand zum Ortsjubiläum, nach einer Pause seit 1996, wieder ein Straßenfest mit einem großen historischen Umzug statt. Drei Tage lang war das Unterdorf eine einzige Festmeile. Die viele Arbeit, die in Vorbereitung, Festwagenbau (der Gesangverein stellte den Tabakanbau in Hochstetten dar) und Festbetrieb investiert werden musste, bewog die Verwaltung dazu, in diesem Jahr das Sommerfest ausfallen zu lassen. Als Ausgleich dafür wurden beim Schlachtfest einige befreundete Gesangvereine eingeladen, das somit etwas größer ausfiel.
Mit 23 Auftritten hatte die Einigkeit am Ende des Jahres einen prallgefüllten Terminkalender abgearbeitet.
Das Jahr 2004 ließ man etwas ruhiger angehen. Da auch kein eigenes Konzert anstand, konnte man das Jahresprogramm gelassen bewältigen.
Dass sich der Gesangverein mit seinem erlernten Liedgut immer wieder der Öffentlichkeit präsentiert, ist Chorleiter Hans Vogt ein großes Anliegen. Aus diesem Grund war für den 17. April 2005 nach einem Jahr Pause wieder ein Konzert geplant. Das Motto „Musik verbindet die Völker“ konnte man an der schönen Dekoration des Bürgerhauses auch ohne Schriftzug schon erkennen, denn von allen Ländern aus denen die Lieder stammen, war die Nationalflagge zu bewundern. Mit zeitweiliger Unterstützung durch die bewährte Combo boten beide Chöre der Einigkeit ein Feuerwerk traditioneller und moderner Chormusik.
Nach vielen Sommerauftritten und einem sehr gelungenen Sängerfest bat Hochstettens Pfarrer, Manfred Bender, die Ortsvereine um Unterstützung beim Neubau des Gemeindehauses der evangelischen Kirche. Am 23. Oktober war es dann soweit. In der überfüllten Turnhalle des TVH zeigten dann der Musikverein Harmonie, die Harmonikafreunde und der Gesangverein Einigkeit was sie alles so drauf haben und Pfarrer Bender konnte sich strahlend beim spendefreudigen Publikum bedanken.
Mit dem ersten Adventsmarkt auf dem Rathausplatz, am 26. November, wurde ein neues Festereignis eingerichtet, an dem sich der Gesangverein musikalisch und mit einem Stand beteiligte.
Das Jahr 2006 begann nicht gerade verheißungsvoll für die „alte Dame Einigkeit“, die sich zu der Zeit nicht gerade an ihrem Namen orientierte, denn auf der Hauptversammlung legte Vorsitzender Harald Dürr nach 16 Jahren sein Amt nieder. Trotz intensiver Bemühungen von Wahlleiter Klaus König, war in der Versammlung kein Kandidat zu finden. Er empfahl der restlichen Verwaltung bis zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kommissarisch im Amt zu bleiben und bis dahin einen geeigneten und zur Amtsübernahme bereiten Kandidaten zu finden.
Beim zweiten Anlauf am 19. März klappte es dann. Für alle zu vergebenden Posten wurden Funktionsträger gefunden. Neuer Vorsitzender wurde Klaus Reinhardt, der auf eine lange Karriere in der Verwaltung zurückblicken kann. 1980 im zarten Alter von 22 Jahren trat er als Notenwart in die Führungsmannschaft ein, wurde später Schriftführer und bekleidete anschließend 16 Jahre das Amt des Hauptkassiers. Nahezu logische Folge, dass nur noch der Vorsitz folgen konnte. In die weiteren Ämter wurden gewählt:
- Zweite Vorsitzende und Frauenvertreterin Ursula Halter
- Hauptkassier und Vizechorleiterin Reinhilde Fürniß
- Schriftführerin Karin Fürniß
- Sängerheimverwalter Michael Wittstock
- Sängervertreter Thorsten Wieneke
- Vertreterin In´Takt Ilona Kuntz
- Notenwartin Brigitte Lang
Beisitzer: Silvia Kühn, Ingrid Schrodt, Maika Torge, Uta Ewert
Schaut man sich diese Verwaltung an, muss man feststellen, die „Frauenquote“ ist bei der Einigkeit kein Thema. Die Wogen wurden geglättet, und der Verein konnte wieder seiner eigentlichen Aufgabe und Bestimmung nachgehen.
Aus einem Besuch des Musicals „Mama Mia“ brachte Chorleiter Hans Vogt einige Inspirationen mit, um mit der Chorformation In´takt einige Hits der legendären Popgruppe ABBA, deren Lieder gerade eine Renaissance erlebten, nach seinen eigenen Arrangements einzustudieren.
Am 21. Mai im Bürgerhaus bot die Gruppe In´takt dann im Schlussteil des Konzerts sieben ABBA- Hits, die von dem schon während der Vorträge mitgehenden Publikum frenetisch bejubelt wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde Hans Vogt für seine 25-jährige Tätigkeit in Hochstetten von Verein und Gemeinde geehrt.
Die Umgestaltung der Hochstettener Hauptstraße und des Denkmalplatzes wollten eingeweiht und gefeiert werden. An diesem sogenannten „Weschbugglfeschd“ beteiligte sich auch der Gesangverein.
Das eigene Sommerfest hatte in diesem Jahr eine überwältigenden Besuch. Am Sonntag und Montag reichte das Zelt nicht aus. Zum Glück konnte man bei schönstem Wetter die Zeltwände öffnen und auch außerhalb Garnituren aufstellen.
Am Festmontag wurde vor großem Publikum Harald Dürr für seine großen Verdienste in 16 Jahren als 1. Vorsitzender zum Ehrenvorstand ernannt. Eine weitere große Ehrung folgte am 19. September. Im Rahmen eines Festaktes der Gemeinde Linkenheim-Hochstetten erhielt Harald Dürr aus den Händen von Bürgermeister Günther Joos die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg.
Der letzte große Auftritt im Jahr 2006 war eine Geistliche Abendmusik in der Bartholomäus Kirche in Hochstetten, die wiederum die Finanzierung des Neubaus des evangelischen Gemeindehauses unterstützen sollte. Die proppenvolle Kirche, viele Zuhörer hatten nur noch Stehplätze, bescherte den Chören der Einigkeit einen Riesenapplaus und Pfarrer Bender einen ansehnlichen Obolus für das neue Gemeindehaus.
„Die ABBA- Erfolgswelle müssen wir ausnutzen“, so Dirigent Hans Vogt und strebte ein Konzert an, das nur Hits der legendären Popgruppe bieten sollte. Unter dem Titel „ABBA Highlights“ bestritt dann am 6. Mai 2007, zusammen mit der bewährten Combo, die Gruppe In´takt erstmals allein ein Konzert. Der gute Publikumszuspruch aus dem Vorjahr stimmte die Sängerinnen und Sänger hoffnungsvoll auf einen guten Besuch. Was dann geschah, war überwältigend. Die Sitzplätze im Bürgerhaus reichten nicht aus. Aus den letzten Winkeln des Bürgerhauses wurden noch Sitzgelegenheiten angeschleppt, und viele fanden nur auf den Treppen Platz. Tolle musikalische Leistungen, ein begeistert mitgehendes Publikum, dieses Konzert war nur eines – grandios.
Neben dem Jahrespflichtprogramm konnte der Gesangverein auch dem Anglerverein Hochstetten musikalisch zum 50. Geburtstag gratulieren. Besonderheit hierbei, beim Wunschlied der Fischer sangen, nach nur zwei Proben, die Verwaltungsmitglieder des Anglervereins beim Gemischten Chor mit.
Am 14. Oktober feierte die Sängergruppe Hardt 80-jähriges Bestehen. Bei dieser Gelegenheit wurden einige langjährige Vorsitzende, darunter auch Ehrenvorstand Harald Dürr, für ihr großes ehrenamtliches Engagement für den Chorgesang geehrt.
Mit der Weihnachtsfeier am 8. Dezember wurde das Jahr 2007 abgeschlossen.
Jahreshauptversammlung am 27. Januar 2008 – Ankunft im Jubiläumsjahr. Erfahrung ist angesagt in solch einem „Stressjahr“, daher blieb auch die gesamte Verwaltung unverändert im Amt.
Mit einem großen Konzert am 4. Mai und der Jubiläumsveranstaltung vom 5. bis 7. Juli im Bürgerhaus, sowie einer Geistlichen Abendmusik in der evangelischen Kirche in Hochstetten wurden 100 Jahre Einigkeit würdig gefeiert.
Rainer Ritz